Wittenwilers neuer Ring

„Dieses Buch erklärt den Lauf der Welt“, erklärte Heinrich Wittenwiler im zehnten Vers seines „Ring“. Um 1410 entstanden bildet das Kompilat aus unzähligen Lehrtraktaten und einer recht zügellosen Bauernschwankhandlung den „genialsten Rülps der deutschen Dichtung“ (Adolf Frey, 1919). Wer sich einmal in seinen Wirkungsbereich begeben hat, entkommt ihm so leicht nicht. Der Berliner Germanistik-Professor Werner Röcke hat nach vielen Jahren der intensiven Beschäftigung eine aktuelle Neuübersetzung des Werkes vorgelegt. Wittenwilers neuer Ring

Merkels teurer Fehler

Einst lehnte unser aller Merkel unser aller Bundespräsidentenkandidaten Gauck ab (ok, ich war schon damals eher Lammert-Fan;-) und hievte den Wulff in den Sattel. So wurde sie gleich einen potenziellen Kanzlergegner los. Und nun hat sie wohl – ich unterstelle mal zähneknirschend – Joachim Gauck für würdig genug befunden und lässt sich auf eine Kanzlerschaft unter ihm ein. Das ist so peinlich.

Mit ihrer damaligen Politik hat sie nicht nur das Amt des Bundespräsidenten letztlich nachhaltig beschädigt, sondern auch Wulff die Karriere erstens ruiniert und zweitens einen unangebrachten Ehrensold beschert. Wir zahlen alle dafür … und ich verstehe immer noch nicht, warum die ganze Affäre ihr nicht langsam auf die Füße fällt. Ich beschränke mich künftig nicht mehr darauf, sie nicht zu wählen, sondern werde allen anderen ebenfalls die Nicht-Wahl empfehlen (das nennt man aktives Nicht-Wählen, glaube ich).

Ein Kanzler ist eigentlich die Exekutive der Legislative, nämlich die ausführende Instanz, die die Regierung koordiniert und leitet, damit ihr Repräsentant (= der Präsident) den Rücken fürs Repräsentieren frei hat. Das bedeutet, dass der Präsident repräsentiert, und nicht Merkel ständig herumrepräsentiert und große Politik spielt. Ein Kanzler hat die Richtlinienkompetenz, genauso wie eine Kanzlerin. Aber dass es zu den Richtlinien gehört, alle potenziellen Gegner charmant loszuwerden, steht nirgends.

Merkels teurer Fehler

Wulff wird uns fehlen

Wider Erwarten hat der Bundeswulff nun doch festgestellt, dass die letzte Chance auf ein Fünkchen Würde ein Rückzug ist. Mit seiner Boulevardisierung des Amts hat er in den vergangenen Wochen und Monaten etwas Spannung in die Politik gebracht. Der Alltag ohne Wulff-Debatten wird politisch weniger spannend. Jetzt fehlt nur noch ein vernünftiger Bundespräsident – ich hoffe da immer noch auf Bundestagspräsident Norbert Lammert. Das werden medial weniger spannende Zeiten, aber dafür gelangt vielleicht wieder etwas Würde, Vernunft und Anstand in unsere politische Führung.

Von Bauern und Prinzen

Es war einmal ein edles Königspaar, dem wurde ein Kind geboren, und sie nannten es „iPhone“ und hegten und pflegten es, und alle Welt war begeistert und wollte mit ihm spielen. Im Dorf vor dem Schloss lebte die Bauersfamilie „Galaxy“ mit mehr als einem Dutzend Kindern, einige davon waren für Bauerskinder auch recht wohl geraten. Die Eltern waren über die allgemeine Begeisterung für den Prinzen entrüstet und erklärten allen, dass ihre Kinder mindestens ebenso gut wären und sowieso alle nur das gleiche könnten. Von Bauern und Prinzen

Wulff gegen Demokratie nicht immun?

Nun ist es also doch geschehen: Die Staatsanwaltschaft Hannover hat die Aufhebung der Immunität von Bundespräsident Christian Wulff beantragt (Spiegel Online). Fast war zu befürchten, dass Wulff seine Glaubwürdigkeitskrise aussitzen könnte. Doch die Mühlen der Justiz mahlen nun mal langsamer als die Räder der Medien rotieren. Aber sie mahlen immerhin – womit ich schon fast nicht mehr gerechnet hatte.

Rekapitulieren wir. Angela Merkel beseitigte einen potenziellen Kanzlerkandidaten, den Hallodri Christian Wulff, indem sie ihn zum Bundespräsidenten erkor. Gegen Merkel hatte noch nie jemand eine Chance. Also wurde ein viel zu junger Wulff jeglicher weiterer Karrieremöglichkeiten beraubt, denn mit Anfang 50 ist zwar gefühlt die Karriere noch nicht beendet, aber de facto gibt es etwas höheres als Staatsoberhaupt nicht.

Wulff gegen Demokratie nicht immun?

Vielfalt dank Defiziten

Ist mir gerade aufgefallen: Warum muss Samsung eigentlich so viele verschiedene Galaxy-Modelle entwickeln und anbieten? Die Antwort ist – für mich jedenfalls – offensichtlich: Jedes Gerät kann etwas, was die anderen nicht können. Es gleicht sozusagen ein Defizit der übrigen Modellpalette aus. Die Blabla-Marketing-Aussagen erschweren die Wahl zusätzlich. Vielfalt dank Defiziten

Neue Underdogs der Technikwelt

Derzeit gibt es einen fast schon witzigen Trend zum Anti-Apple-Tum. Einst kurz vor dem Bankrott stehend hat sich das Unternehmen neu sortiert, aufgestellt, fokussiert und jagt von Erfolgsmeldung zu Erfolgsmeldung. Der frühere Underdog ist der scheinbar wichtigste Player auf dem Markt geworden. Damit geraten WindowsPhone und Android ironischerweise jetzt in die (nun freigewordene) Rolle des Underdogs. Zumindest Android reizt diese Rolle mit seiner nutzlosen Offenheits-Ideologie kräftig aus, während Microsoft mit seinen geringen Marktanteilen im Mobilmarkt Sympathiepunkte sammelt. Tatsächliche Underdogs sind sie allerdings beide nicht. Neue Underdogs der Technikwelt

Warum Android-Telefone besser sind

Schon wieder gab es eine schöne Unterhaltung über die Frage iPhone ./. Android-Telefon. Nun will ich auch einmal die Gegenposition einnehmen und erklären, warum Android-Telefone den iPhones überlegen sind. Die Argumentation gerät allerdings ein wenig schräg und weist Parallelen zu einem imaginären Vergleich zwischen Windows 98 und MacOS 10.4 auf. Warum Android-Telefone besser sind

Zitat des Tages: Demokratie

„Demokratien werden weder von extremistischen Parteien noch von Terroristen zu Fall gebracht, sondern durch das Versagen ihres gewählten Führungspersonals.“ Der Ökonom Karl Georg Zinn wird in diesem Telepolis-Artikel treffend zitiert.

Zu viel Erfolg für Apple?

Im abgelaufenen Geschäftsquartal konnte Apple mehr Gewinn verbuchen als Google Umsatz. Die Bruttogewinnspanne liegt bei 44,7 Prozent. Fast 45 Cent jedes Euro, den man für ein Apple-Produkt ausgibt, werden als Gewinn verbucht. Irgendwas läuft da verkehrt, oder? Zu viel Erfolg für Apple?

Apple ist stockkonservativ

Bei aller Innovationskraft ist Apple letztlich ein erstaunlich konservatives Unternehmen. Der Konservatismus verankert das Unternehmen im Jetzt, ermöglicht seine Erfolge, bildet aber auch seine Schattenseiten. Schauen wir uns die Befunde einmal an. Apple ist stockkonservativ

Kinotipp: „J. Edgar“, ein fast schon intimes Drama

Ein großer Mann will, dass die Welt sich an ihn erinnert. So wie er es will, dass sie sich an ihn erinnert. Er erzählt seine Erinnerungen. Dieser alte Mann ist J. Edgar Hoover, legendärer Chef des FBI. Jungen Agenten diktiert er seine Vergangenheit in die Schreibmaschine. Irgendwann in den 1970ern. Der Film spielt damit auf drei Zeitebenen: Kinotipp: „J. Edgar“, ein fast schon intimes Drama