Das iPad ist kein Computer (II)

In Ergänzung zu einem früheren Eintrag muss ich noch einmal betonen: Das iPad ist kein Computer, und wer es nach den Maßstäben eines Computers misst, ist selbst schuld. Das iPad ist ein großer iPod, es ist ein Internet-Gerät, es ist ein PDA – aber kein Computer. Dazu ist zu klären, was Computer eigentlich sind, was das iPad tatsächlich kann, und warum geschlossene Systeme tatsächlich nötig sind.

Jörg Kantel (www.schockwellenreiter.de) hat einen Vortrag gehalten und dabei klargestellt, dass das iPad die Anforderungen an einen Computer nicht erfüllt. Das ist eine Erkenntnis. Ein Fahrrad erfüllt nicht die Anforderungen eines Autos. Rollerblades ebensowenig. Ein Buch erfüllt nicht die Anforderungen eines Schreibblocks (es ist einfach zu viel Platz mit vorgefertigtem Text belegt). Ein Geräteschuppen erfüllt nicht die Anforderungen an eine Familienwohnung. Ein Hund erfüllt nicht die Anforderungen an einen Lebenspartner (für manche schon, aber ich möchte lieber eine Unterhaltung auf Augenhöhe führen können und nicht nur den anderen bekochen, sondern auch hin und wieder bekocht werden).

Sowas regt mich nur deshalb auf, weil es eigentlich selbstverständlich ist. Der Himmel ist blau. Die Grünen sind gegen Atomkraft. Meine Eltern haben mich irgendwann mal gezeugt. Ich laufe mit meinem Füßen und schreibe mit meinen Händen. Alles Selbstverständlichkeiten.

Apple hat nie behauptet, dass das iPad ein Computer sei oder diesen ersetzen könne. Bei einem MP3-Player regt sich keiner darüber auf, dass ein Computer benötigt wird, um Dateien auf diesen zu übertragen. Die Integration des iPod mit iTunes hat den Vorteil, dass es eine Kontrollinstanz (iTunes) gibt, die dafür sorgt, dass wirklich nur abspielbare Dateien auf dem mobilen Gerät landen. Es ist besser, von einem Computer den Hinweis zu bekommen, dass die Datei nicht abspielbar sein wird (da kann man nämlich noch was tun, die Datei beispielsweise umwandeln), als eine bunte Kollektion von Dateien auf das Gerät zu überspielen, von denen ein Teil nicht wiedergegeben werden kann (was man meist erst unterwegs merkt) oder wo die Dateibezeichnung kryptisch umgewandelt wird. Die Kombination iTunes–iPod ist also grundsätzlich zu begrüßen und vorteilhaft.

Versteht man das iPad (ebenso wie das iPhone) teilweise als iPod (worin ja beide ihre Wurzeln haben), dann ist die Kombination mit iTunes plausibel und praktisch: Die Datensynchronisation ist einfach und funktioniert, die Datenübertragung ist simpel. Als Mac-Nutzer hat man den zusätzlichen Vorteil, dass iTunes der Bedienlogik des Finders entspricht, sodass die Bedienung größtenteils selbsterklärend ist.

Nur ein Zusatzgerät

Das iPad ist wie Rollerblades als Zusatzangebot konzipiert. Einen Familienausflug unternimmt man mit dem Auto, nicht mit einem Paar Rollerblades. Dieses passt meist nur einer Person in der Familie, ist auf die Einpersonennutzung ausgerichtet, ist einfach, flexibel und ermöglicht für kurze Strecken die Unabhängigkeit vom Auto – für eine Einzelperson. Benutzt jetzt der Sohn die Rollerblades des Vaters, muss er eben damit rechnen, dass diese „falsch“ eingestellt sind, dessen Fußgeruch tragen und möglicherweise Abnutzungserscheinungen aufweisen, die dem Sohn nicht gefallen.

Ebenso ist es mit dem iPad. Es ist als zusätzliches Gerät gedacht, als Ergänzung zu einem Computer. Es ermöglicht zahlreiche Dinge, die man auch mit einem Computer erledigen könnte, will diesen aber nicht ersetzen, sondern – ganz grob verallgemeinert – Freizeit-Aktivitäten vom Arbeitsgerät trennen. Zum Stöbern auf der Lieblingsinternetseite, zum schnellen Recherchieren, zum Online-Einkauf, für das Spiel zwischendurch, zum Anschauen einer TV-Episode, zum Hören von Musik braucht man nicht den Computer anzuschalten. Will man wirklich arbeiten (im Rahmen der Metapher also einen Familienausflug unternehmen), wird man aber stets den Computer bemühen und nicht die Rollerblades.

Netbooks dagegen bilden eine eigene Computerkategorie, man könnte diese als Automarke „Smart“ verstehen: Sie können grundsätzlich alles, was die 5er-BMW-Limousine auch kann, aber bieten eben weniger Fahrkomfort auf langen Strecken. Niemand käme auf die Idee, in einem Fahrzeugtest den Smart gegen den 5er BMW antreten zu lassen.

Ganz anders zu bedienen

Die herkömmliche Computerbedienung ist auf einem Tablet-Computer nicht umzusetzen. Würde man eine Kommandozeile anbieten, wäre der halbe Bildschirm von der Bildschirmtastatur verdeckt (Anmerkung: das Anschließen einer externen Tastatur macht ein Tablet nicht zum Computer, sondern erleichtert nur die Texteingabe). Würde man die Schreibtischmetapher vom PC oder Laptop nachbilden, ergeben sich neue Probleme. Die grafischen Nutzeroberflächen sind so gestaltet, dass sie mit einem präzisen Zeiger (via Maus) bedient werden, für die grobe Bedienung via Fingertipp sind sie viel zu filigran. Außerdem bricht die Schreibtischmetapher auf einem Mobilgerät. Ein Computer oder Laptop steht während der Nutzung meist auf einem Tisch und der Bildschirm ist hochkant ausgerichtet, sodass die Objektrelationen aus der Realität funktionieren. Ein Tablet halte ich in der Hand, nutze es im Park, in der Bahn, in einer Kneipe, auch auf dem Schoß liegend. Die virtuelle Nachbildung eines Schreibtisches mit Papierkorb, Aktenschrank (Dateibrowser) und Drop-down-Menüs würde sich falsch anfühlen.

Erste Testvideos mit Windows 7 zeigen das Problem auch deutlich. Das System lässt sich umständlicher bedienen als ein iPad. Dabei kommt noch eine der wichtigsten Erkenntnisse der Mac- und iPad-Programmierer zum Tragen: Es wird nicht nur ein Klick bzw. Antippen ausgewertet, sondern vor allem auch das Loslassen der Maustaste bzw. des Fingertipps. Ein Tipp auf ein App-Icon auf dem iPad startet die App, aber eben erst beim Wegnehmen des Fingers. Tippe ich das App-Icon an und bewege dann den Finger nach links oder rechts, wird das als Wechsel auf einen der anderen Home-Screens gewertet.

Eine Frage stellte sich mir beim Betrachten eines Windows-7-Tablet-Prototypen: Brauche ich auf dem Tablet dann auch einen Virenscanner? Muss ich die Firewall konfigurieren? Habe ich dann wieder den Windows Explorer, um durch meine Daten zu forsten (die Probleme des Explorers habe ich ausführlich in meinem Buch dargestellt)? Ich für meinen Teil möchte dies auf einem Zusatzgerät (!), das mir nur einige Dinge abnimmt, die ich mit dem Computer tue, nicht.

Seine Beschränkung ist sein Verkaufsargument. Das iPad verändert die Nutzung des Computers. Diesen benutze ich nur noch für ausführliche eMails, kurze Antworten schreibe ich gleich auf dem iPad. Wenn ich Musik hören will, schalte ich nicht mehr den Computer ein. Um einfach ein paar Internetseiten durchzulesen, setze ich mich nicht mehr an den Schreibtisch, sondern kann auf der Couch bleiben. Das iPad ist in dieser Hinsicht wie ein supertolles Buch: Immer in Reichweite. Auch Kommentare zu Online-Artikeln kann ich damit schreiben, Notizen für mich schreiben (etwas, was unglaublich hilfreich ist, aber bislang habe ich es nie getan), meine Termine und Adressen verwalten. Ich habe in den Wochen, seit ich ein iPad nutze, den Computer deutlich seltener an (etwa die Hälfte der früheren Zeitmenge), ohne dadurch weniger zu schaffen.

Ja, ich würde auch gern programmieren und meine individuellen Lösungen stricken, so wie ich einst auf dem C64 und C128 kleine Basic-Programme schrieb (der Haupteinwand von Jörg Kantel, s.o.). Aber das möchte ich auf einem Computer mit Tastatur machen, nicht auf einem Tablet-Computer. Auch wenn das iPad rein leistungsmäßig die alten Computer (C64, Amiga, DOS-Computer) in den Schatten stellt, ist es eben etwas anderes als ein Computer. Ein Smart stellt das alte Ford-T-Modell leistungsmäßig auch in den Schatten – aber keiner würde lieber in einem Ford-T-Modell durch Berlin fahren als in einem Smart.

Als Wissenschaftler möchte ich auch lieber an einem Schreibtisch oder ordentlichen Arbeitsplatz sitzen und in Ruhe über Probleme und deren Lösungen brüten. Das ist aber nicht das, wozu ein iPad da ist. Wenn ich Computerleistung benötige, habe ich einen Laptop, der sich einfacher programmieren lässt als es das iPad jemals könnte.

Natürlich ist das iPad ein geschlossenes System. Glücklicherweise ist es das. Die Virengefahr (um ein Problem offener Systeme zu nennen) ist gering. Ich möchte mich auch nicht ständig auf dem iPad mit einem Passwort als berechtigt ausweisen müssen. Das System arbeitet stabil, und ich kann es nicht verhindern, dass es stabil läuft. Ich kann beim 5er BMW auch keine Zündkerzen mehr selbst wechseln oder den Vergaser reinigen. Dafür läuft er zuverlässig, wenn ich die Werkstattintervalle einhalte.

Das iPad strebt nicht die Weltdominanz an, und Formulierungen, deren Richtung der „ewige Kampf zwischen Gut und Böse“ (offene und geschlossene Systeme) ist, gehen komplett am Thema vorbei. Niemand ist gezwungen, ein iPad zu kaufen und zu nutzen. Beide Welten (offene und geschlossene Systeme) haben ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. Ebenso wie ein Auto andere Vor- und Nachteile hat als Rollerblades. In der Welt der Fortbewegung haben wir eine friedliche Koexistenz, wie die vermehrt eingerichteten Fahrradwege in Berlin belegen, warum nicht auch in der Computerwelt? Je nach Einsatzzweck, persönlicher Fähigkeit und eigenen Ambitionen ist mal das eine mal das andere System besser. Mir sind zahlreiche Menschen bekannt, für die ein geschlossenes System optimal wäre. Mir ist es auch sehr lieb, dass ich ihnen dann ein solches empfehlen kann, das eben nicht die Nebenwirkungen eines offenen mitbringt. Ich kenne aber auch zahlreiche Menschen, die das offene System benötigen, denen werde ich natürlich kein iPad empfehlen.

Der Untergang des modernen Abendlandes?

„Das iPad ist konzeptionell ein reines Abspielgerät, das aus dem Two-Way-Web wieder eine Einbahnstraße macht (machen soll?).“ (Jörg Kantel) Diese Aussage geht ebenso wie der gesamte Blog-Eintrag von falschen Prämissen aus.

Erstens. Das iPad ist kein Computer und soll ihn nicht ersetzen. Natürlich ist es weniger einfach, darauf zu bloggen. Vor allem dann, wenn man als Vergleich die Arbeit auf einem Computer heranzieht. Merke: Das iPad ist ganz gut, um auf die Schnelle mal nen Gedanken zu posten, aber für richtige Arbeit (also einen ausführlichen Text mit Bildern und Videos) nehme ich einen richtigen Computer.

Zweitens. Das Internet ist vielfältig und besteht aus zahlreichen Netzwerkprotokollen, es unterstützt zahlreiche verschiedene Anwendungen und Plattformen. Nach Kantels Logik bedeutet auch die Verbreitung von Kühlschränken, die ihren Inhalt überwachen und über das Internet nachbestellen, den Untergang des Internet. Das Internet lebt davon, dass die größtmögliche Vielfalt herrscht: an Meinungen, an Technik, an Ressourcen. Das iPad ersetzt eben keine anderen Geräte in der Internet-Nutzung, sondern ist ein zusätzlicher Begleiter. Es ist einfach ein weiteres Gerät, um auf das Internet zuzugreifen: mit mehr Möglichkeiten als besagter Kühlschrank, ein Blackberry, aber mit weniger Möglichkeiten als ein Computer.

Drittens. Das iPad stellt nicht die Vision eines Internet-Anarchisten oder -Zerstörers dar. Es ist und bleibt ein Zusatzgerät!

Viertens. Das iPad ist kein reines Abspielgerät, auch wenn seine Wurzeln im iPod liegen. Dessen größter Nachteil ist aber, dass er Musik nur abspielt und es nicht ermöglicht, eigene zu machen (abgesehen vom iPod touch). Vielleicht sollte sich mal jemand darüber aufregen. Das iPad besitzt zahlreiche Möglichkeiten für die aktive Internetnutzung (also nicht nur passives Lesen), aber eben nicht alle auf einem Komfortabilitätslevel wie ein Computer. Damit liegt es zwischen iPod und Computer. Nicht „Entweder – Oder“, sondern „Zwischending“.

Prüfe deine Erwartungen

Den meisten solcher Fehleinschätzungen liegen zwei klassische menschliche „Defizite“ zugrunde.

Erstens. Man sollte seine eigenen Erwartungen hinterfragen. Woher stammen sie? Sind sie dem Untersuchungsgegenstand angemessen? Wie wurden die Erwartungen beeinflusst? Wieso erwartet jemand von einem iPad, dass er einen Computer ersetzen könne oder soll? Wie kommt jemand auf die Idee, dass das iPad die Weltdominanz anstrebt und alle anderen Geräte verdrängen soll?

Zweitens. Nach welchen Ansprüchen wird etwas bemessen? Sind dies selbst festgelegte Ansprüche oder welche, die als Bezugssystem taugen? Wäre es angemessen, die Versprechen von Apple zu dem Gerät als Vergleich heranzuziehen? Wäre es angemessen, eine völlig andere Gerätekategorie (iPod, Computer) als Vergleichssystem heranzuziehen?

Zusatz. Vielleicht sind einige aber auch einfach nicht in der Lage, mit neuen Geräten klarzukommen. Der Mac mit seiner grafischen Oberfläche musste sich in den 1980ern auch erst langsam durchsetzen, bis die Menschen verstanden hatten, was sie da vor sich hatten (ist das im Rückblick peinlich, was man damals alles für Unsinn geschrieben hatte!). Und heute gelten grafische Benutzeroberflächen (die sich im Fall von Windows auch direkt vom Mac herleiten) als unabdingbar für die Computerbedienung.

Zusatz 2. (einfach mal ein paar Worthülsen) Die DDR ist untergegangen. Wir leben in einer freien Welt. Jeder kann tun und lassen, was er oder sie will. Niemand wird gezwungen, mit einer Waschmaschine, einer Workstation oder einem iPad auf das Internet zuzugreifen. Das kann jeder selbst entscheiden.

Was kann das iPad eigentlich?

Es kann Musik und Filme wiedergeben. Diese müssen in bestimmten Formaten vorliegen, wie bei jedem mobilen Abspielgerät. Dabei setzt Apple auf etablierte Standards.

Man kann Medien direkt über das iPad kaufen, um sie dann direkt darauf zu nutzen.

Man kann auf das Internet zugreifen. Genauer gesagt, nur auf den Bereich des Internet, der als „World Wide Web“ bekannt ist. Dazu befindet sich ein leistungsfähiger Browser auf dem Gerät. Dieser unterstützt kein Flash, das hat mehrere Gründe: Flash ist proprietär (und damit kein freier Standard wie alle anderen Bestandteile des Internet), Flash ist ein Sicherheitsproblem, Flash ist ein Ressourcenfresser. Dieser Browser benötigt keine speziellen Anpassungen, sondern zeigt Internetseiten so an, wie sie auf einem Computer auch erscheinen.

Man kann eMails empfangen, schreiben, verwalten. Gleiches gilt für Adressen, Termine, Notizen, Fotos.

All das ohne ein Zusatzprogramm, sondern mit den mitgelieferten Programmen (Apps).

Man kann weitere Programme installieren, um noch mehr mit dem iPad zu tun.

Das herkömmliche Prinzip vom Denken in Dateien und Dateistrukturen ist nicht auf das iPad anwendbar. Das Gerät beruht auf einer anderen Art von direkter Manipulation als grafische Benutzeroberflächen. Auf dem Mac oder unter Windows kann ich einen Textbereich markieren, und dann mit der Maus verschieben. Auf dem iPad kann ich auch Textbereiche markieren, muss diesen aber über Zusatzbefehle in die Zwischenablage kopieren, um ihn an anderer Stelle einzufügen. Die direkte Manipulation bezieht sich nicht mehr auf Datei-Inhalte, sondern primär auf komplette Objekte (Fotos, Musiktitel, Webseiten, Apps) und natürlich auf das Gerät: Die Darstellung passt sich automatisch dem Gerät an, ob ich es hochkant oder quer halte.

Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Klick (Markieren) und Doppelklick (Aktion ausführen, z.B. Programm starten, Datei öffnen), sondern nur noch die Fingerberührung. Dadurch verändert sich die gesamte Bedienung und entspricht eben nicht mehr der von „herkömmlichen“ Computern, da sie scheinbar beschränkter ist. Dabei liegen ihre Stärken einfach woanders. Allein durch die unterschiedliche Bedienung muss jeder ernsthafte Vergleich von iPad und Computern scheitern.

Das iPad ist insofern ein Mini-Computer, als es zahlreiche Bearbeitungen ermöglicht, aber eben nur in geringem Ausmaß. Selbst mit den iWork-Apps von Apple ist kein vollwertiges Arbeiten möglich. Das iPad ist kein Werkzeug für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationserstellung, Buchhaltung, Datenbanken. Es erlaubt wie ein Notizbuch lediglich die Vorarbeiten für große Dokumente.

Dabei ist die Bildschirmtastatur besonders effektiv in die Nutzung integriert, sodass diese weniger als Krücke wirkt wie bei Windows-7-Tablets.

Letztlich

If you need a computer – use a computer.

If you don’t want an iPad – don’t buy one.

If you need work to be done – use a computer. (Es gibt auch tragbare, mobile Geräte, die werden „Laptop“ genannt.)

If you need a mobile device with internet capabilities – in many cases (not all) an iPad will suffice.

If you can’t get the iPads usefulness – don’t blame the machine.

If you can’t see the difference between an iPad and a computer – maybe you should not talk about either.

If you still think in binary oppositions – the world is more complex than you think. The Cold War is over. The dark side of the Force does not exist in reality.

NO ONE IS FORCED TO USE AN IPAD.

Nachtrag 1: Was ist ein Computer?

Mein Hauptargument ist, dass das iPad kein Computer sei, also muss ich doch irgendwo mal erklären, was ein Computer ist … oder?

Also, ein Computer ist durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet:

  • digitale Datenverarbeitung (binär, bits, Bytes)
  • Eingabedaten werden zu Ausgabedaten verarbeitet (beide sind nicht identisch; siehe dazu meine Definition in „Computer im Kino“)
  • programmierbar; Daten werden gemäß von vorgegebenen Algorithmen verarbeitet

All dies trifft natürlich auch auf das iPad zu, ebenso wie viele andere Kriterien, die für Computerhaftigkeit herangezogen werden können. Wieso behaupte ich aber weiterhin, dass iPads keine Computer seien?

Dazu bemühe ich eine Analogie zur Fahrzeugwelt. Ein Fahrrad hat mit einem Pkw zahlreiche Gemeinsamkeiten: Transportmittel, zu übertragender Antrieb, Räder, manuelle Fahrtrichtungssteuerung („Lenkrad“), etc. Trotz aller Gemeinsamkeiten wird niemand ein Auto als Fahrrad bezeichnen oder andersrum. Beide fallen aber in die Kategorie „Fahrzeuge“. Genauso verhält es sich mit Computern. Ihrem Aufbau und ihrer inneren Logik nach sind PCs oder Laptops genauso wie iPads oder auch iPhone Computer. Der Unterschied liegt in der Nutzung bzw. Bedienung. Das „Problem“ resultiert daraus, dass für PCs und Laptops auch das Wort „Computer“ als synonym verwendet wird.

Während iPads also ganz allgemein in die Oberklasse „Computer1“ gehören, so wie Fahrräder und Autos in die Oberklasse „Fahrzeuge“ gehören, so gehören iPads aber nicht in die Unterklasse „Computer2“, wo eben auch zwischen Autos und Fahrrädern unterschieden wird.

Schematisch (und stark vereinfacht); jede Ebene schafft Kategorien durch bestimmte Kriterien, beispielsweise Motorantrieb, Anhängernutzung, Aufbau mit Tastatur, Recheneinheit, Monitor, Mobilität, etc.:

  • Oberklasse: Fahrzeuge
    • Unterklasse 1: Auto (PKW) (ohne Anhänger)
    • Unterklasse 2: Transporter (LKW) (ohne Anhänger)
    • Unterklasse 3: Zweirad
      • Unterklasse 3a: Fahrrad
      • Unterklasse 3b: Mofa
      • Unterklasse 3c: Motorrad
    • Unterklasse 4: Truck (mit Anhänger)
    • Bahntriebwagen
    • Luftkissenfahrzeuge
    • etc.
  • Oberklasse: „Computer1“ (digitales elektronisches Datenverarbeitungsgerät)
    • Unterklasse 1: Taschenrechner
    • Unterklasse 2: „Computer2
      • Unterklasse 2a: Desktop-PC
      • Unterklasse 2b: Laptop/Notebook/Netbook
      • Unterklasse 2c: Großrechner/Server
    • Unterklasse 3: PDA, Tablet, iPad (Geräte mit Netzwerkzugriff)
    • Unterklasse 4: Smartphone (Geräte mit Telefonfunktion)
    • Unterklasse 5: „intelligente“ Haushaltsgeräte

Das iPad ist somit durchaus ein Computer1, aber eben kein Computer2 – und das ist aber die Vergleichsklasse, die zumeist fälschlicherweise herangezogen wird (was mich eben aufregt und zu solch langen Texten reizt :-).

Nachtrag 2: Das Web stirbt

Wie Wired sehr schön feststellt, ist das Web tot. Dazu ist klar zu unterscheiden zwischen dem WWW, das man via Browser erkundet, und dem Netzwerk, das den Datentransport ermöglicht. Auch Skype beispielsweise produziert jede Menge Internet-Daten, aber eben keinen Web-Traffic, weil es den Datentransfer nicht über den Browser abgewickelt, sondern über seine Skype-Programme (man könnte auch sagen „Apps“).

So wie Skype setzen zahlreiche Anbieter auf eigene Datentransfers, beispielsweise Google in seiner Map-App, iTunes bei seinem Store, Chatprogramme in ihren zahlreichen verschiedenen Chat-Protokollen und Apps, Youtube in seiner Youtube-App, etc. Diese Datentransfers sind nicht standardisiert wie die Daten für einen Browser (der eben auf HTML- und CSS-Standards hört).

Laut dem Wired-Artikel wird weniger als ein Viertel des Datenaufkommens von Internetseiten (also nach frei zugänglichen Standards) verursacht. Das iPad trägt mit seiner App-Kultur dazu ebenso bei wie die zahlreichen Spezialprogramme auf dem PC. Die so übertragenen Daten unterliegen den Beschränkungen der jeweiligen Apps. Ein mit iBook gekauftes Buch kann ich eben nicht einfach kopieren oder verleihen.

Die individuellen Internettransfers haben einen einfachen Hintergrund. Das Web-Protokoll ist zu allgemein, um allen Aufgaben gewachsen zu sein. Daher ist Skype beispielsweise darauf angewiesen, auf diesem aufsetzend ein eigenes Protokoll zu verwenden, um unterbrechungsfreie Verbindungen in angemessener Qualität zu gewährleisten. Wie ich in meinem Buch „Der Apple-Faktor, Band I“ darlege, erfüllt ein Standard immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner an Anforderungen.

Das Internet über normale Kabelleitungen hat sich damit abgefunden (bzw. die Betreiber haben sich damit abgefunden), dass ein Teil des Datenaufkommens Ballast ist, der eben dem freien und offenen Standard geschuldet ist. Verwendet man andere Transportwege, beispielsweise eine Mobilfunk-Verbindung, ist jedes unnütz übertragene Byte Kostenfaktor und zu vermeiden. Daher besteht gerade bei mobilen Geräten ein inhärentes Interesse daran, so effektive Protokolle wie möglich zu verwenden.

Das ganze Phänomen – der Widerstreit zwischen offenen und geschlossenen Systemen – ist aber nicht iPad- oder iPhone-exklusiv. Auch die PC-Welt ist davon direkt betroffen und verstärkt den Trend ebenfalls. Somit ist das iPad nur ein symptomatischer Faktor für die Entwicklung, die es aber nicht ausgelöst hat. Musik-Daten, die ich über den „Plays for sure“-Store oder Zune-Store gekauft habe, sind ebenso geknebelt wie Bücher, die ich mit iBooks kaufe.

Einziger Unterschied: Apple (als iPad- und iPhone-Hersteller sowie als Shop-Betreiber) konzipiert seine Produkte und Angebote aus Nutzersicht. Microsoft konzipiert sie aus Anbietersicht. Daher ist der iTunes-Store für viele Kunden attraktiver und dessen Angebote interessanter als andere.

All diese Gedanken führen zu einem schlichten Dilemma. Was ist uns wichtiger: ein freies Netz um seiner selbst willen oder Inhalte, Angebote, die uns attraktiv erscheinen? Das freie Netz hat sich bislang nicht ausgezahlt. Inhalteanbieter haben kein (oder wenig Interesse), ihre Produkte kostenlos abzugeben, allenfalls zum Anfüttern für ein Kaufprodukt (wie Spiegel Online das Spiegel-Heft). Werbung wird ignoriert oder funktioniert schlicht nicht.

Das freie Netz funktioniert in einer Marktwirtschaft nicht, jedenfalls nicht für Klein- und Mittelständler. Diese haben mit dem Internet lediglich eine kostengünstige Möglichkeit zur Selbstdarstellung, was natürlich wieder Aufträge generieren kann. Aber die Erstellung und Pflege ihrer Web-Auftritte rechnet sich nicht selbst, es benötigt immer die Zuschüsse aus der Offline-Welt. Einzige Ausnahme sind Bezahldienste (beispielsweise soziale Netzwerke mit freien und Premium-Mitgliedern), aber die zum freien Web zu zählen, wäre schon wieder irritierend.

Auf der anderen Seite haben wir das Steve-versum (iTunes, iPod, iPhone, iPad), wo eine verbreitete und akzeptierte Infrastruktur Inhalteanbietern echtes Geld ermöglicht. Das wäre mit einer offenen Web-Architektur nicht zu bewerkstelligen. Ich kann jeden Künstler verstehen, der für seine Werke etwas monetäre Anerkennung erhalten möchte. Früher hatte ich wenig Geld und viel Zeit, da hätte ich mir einen Song im Radio mitschneiden, von Freunden die CD ausleihen oder in Tauschbörsen suchen können. Heute habe ich wenig Zeit und mehr Geld, da passt die iTunes-Preisstruktur gut zu meinen Bedürfnissen. Und alle gewinnen dabei. Außer die Philosophen, die ein freies Netz schon als Wert an sich ansehen.

Der Artikel sollte eigentlich keine Verteidigung von geschlossenen Systemen werden, aber die offenen Systeme sind für Gedankenaustausch (wie zanjero.de) etc. zwar recht gut, als Geschäftsgrundlage jedoch nur schlecht geeignet. Aus dieser Beobachtung heraus gibt es offenbar nur die Logik eines geschlossenen Systems. Andere Ansätze mit Erfolgsaussichten sind mir bislang jedenfalls nicht bekannt. Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass das Steve-versum so offen ist, wie es bei einem geschlossenen System nur möglich ist. Wo immer verwendbar, kamen offene Standards (Web-Techniken im iTunes-Store, Standard-Codecs für Musik- und Film-Dateien) zum Einsatz. Es gibt zahlreiche geschlossene Systeme, die um einiges stärker verriegelt und verrammelt sind.

Geschlossene Systeme begründen sich also aus technischer und wirtschaftlicher Notwendigkeit. Das Ding namens Realität hat einfach mal wieder eine schöne Idee (in dem Fall die von einem offenen, freien, standardisierten Netz) kaputtgemacht.

Alexander Florin: Alexander Florinein Kind der 70er • studierter Anglist/Amerikanist und Mediävist (M.A.) • wohnhaft in Berlin • Betreiber dieses Blogs zanjero.de • mehr über Alexanders Schaffen: www.axin.de ||  bei Facebook || auf Twitter folgen

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