Warum Android-Telefone besser sind

Schon wieder gab es eine schöne Unterhaltung über die Frage iPhone ./. Android-Telefon. Nun will ich auch einmal die Gegenposition einnehmen und erklären, warum Android-Telefone den iPhones überlegen sind. Die Argumentation gerät allerdings ein wenig schräg und weist Parallelen zu einem imaginären Vergleich zwischen Windows 98 und MacOS 10.4 auf.

Dazu muss man zwischen dem Betriebssystem Android und dem konkreten Handy, das mit Android betrieben wird, unterscheiden. iPhones werden immer mit iOS (Apples Betriebssystem für Mobilgeräte, dessen Wurzeln zu NextStep von 1988 und von dort bis hin zu Unix 1969 weisen) betrieben. Allenfalls Hacker können ein anderes Betriebssystem darauf installieren. Das eigentliche Gerät und das Betriebssystem bilden für Normalnutzer eine untrennbare Einheit.

Android dagegen läuft auf sehr unterschiedlichen Telefon-Modellen. Theoretisch könnte man ein Android-taugliches Telefon auch mit einem anderen Mobilsystem betreiben, doch verschwinden MeeGo, Bada, Symbian in der Bedeutungslosigkeit, und WindowsPhone 7 ist eine andere Debatte (jedenfalls derzeit noch mit irrelevanten Marktanteilen). Um ein Android-Telefon also über ein iPhone zu stellen, sollte man ein leistungsstarkes, ausgereiftes Gerät wählen, nicht eines vom Grabbeltisch.

Die technischen Daten solcher Geräte wissen zu beeindrucken und übertreffen die technischen Angaben eines iPhones oft;  wenn man die iPhone-Daten denn mal findet, denn Apple geht damit nicht laut hausieren; in den Technischen Daten findet sich keine Aussage zum Prozessor oder Arbeitsspeicher, sondern nur Features, die mich als Benutzer interessieren. Blöderweise landet man mit Top-Android-Geräten auch preislich gar nicht mehr in so großer Entfernung zum iPhone, aber das ist ebenfalls eine andere Debatte. Samsung verlangt für sein Galaxy SII 649 Euro – welchen Mehrwert es gegenüber einem iPhone haben soll, weiß ich nicht. Amazon listet das HTC Sensation XL mit „Beats Audio“ für 466 Euro.

Geschäftsmodell

Das Apple-Modell besteht darin, möglichst viele iPhones zu verkaufen. Deshalb müssen die Geräte einfach so sein, wie sie sind. Denn wenn die Nutzer überzeugt sind, kaufen sie auch später wieder ein iPhone. Um die Unentschlossenen bzw. Wechselwilligen zum Bleiben zu motivieren, unterhät Apple zahlreiche zusätzliche Angebote. Dazu gehören die einfache Synchronisierung via iCloud, ein aufgeräumter und überzeugender AppStore, ein virtueller Musikladen und eben die problemlose Integration mit den Daten auf dem Computer (vorzugsweise ein Mac-Rechner). Die problemlose Mitnahme aller Daten (Apps, Musik, Filme, Kontakte, Einstellungen etc.) auf ein neues Gerät ist so einfach gelöst, wie man es sich nur vorstellen kann: Gerät anschließen, und iTunes fragt, ob auf dem Gerät das Backup des vorigen Geräts installiert werden soll. Ein Idiot, wer aus dieser komfortablen Welt einmal wieder raus will! Als Geschäftsmodell ist das iPhone jedenfalls clever durchdacht und funktioniert laut den Geschäftszahlen prächtig.

Google hat auch ein geschäftliches Interesse daran, dass möglichst viele Menschen online sind, gern auch mit Mobilgeräten. Um diese Online-Nutzermasse zu vergrößern, müssen internetfähige Mobilgeräte auch für möglichst viele erschwinglich sein. Android wird den Handy-Herstellern kostenlos zur Verfügung gestellt. Sie müssen also nicht selbst eines entwickeln – das spart Kosten.

Google profitiert allerdings nicht direkt von den Verkäufen von Android-Handys. Google verdient nichts mit Android, und ihm ist es egal, mit welchem Gerät die Nutzer auf das Internet zugreifen – Hauptsache, sie nutzen das Internet und lesen Google-Anzeigen. Wenn sich das Geschäft mit Android also nicht mehr lohnt, könnte Google ganz einfach Android aufgeben. Da Google auch keine direkte Geschäftsbeziehung mit den Nutzern unterhält, weil die ihr Android ja nicht bei Google holen, sondern mit ihrem Gerät dazubekommen, das sie beispielsweise bei Samsung, HTC oder LG kaufen, kann es auch nicht direkt auf die Kundenbedürfnisse eingehen. Android wird – das ist der zynische Befund – nicht für die Nutzer entwickelt, sondern für die Manager von Handy-Herstellern, damit die ein „modernes“ System auf ihren Smartphones verkaufen können, ohne selbst eines programmieren zu müssen.

Lizenzen und andere Abhängigkeiten

Die Handy-Hersteller zahlen inzwischen für ihre Android-Geräte allerdings etwa 20 Dollar pro Gerät Lizenzgebühren an Microsoft und andere Patentinhaber – aber eben nichts für das eigentliche Betriebssystem. Das ist für die meisten immer noch billiger als ein eigenes System zu entwickeln und Lizenzen für notwendige Technologien einzukaufen. Dazu käme die Gefahr, mit einem eigenen System am Markt durchzufallen.

Somit profitieren vom Android-Modell drei Unternehmen geschäftlich: Google, Handy-Hersteller und Patentinhaber – naja, und ein paar Patentanwälte. Da Apple auch ein paar Lizenzen bezahlen muss (dass Apple dabei erwartet, Patentlizenzen zu fairen Bedingungen zu erhalten, ist wieder eine andere Debatte ebenso die Frage, wie viele Patente Android verletzt), reduziert sich der Unterschied auf eben jenes Geräte-herstellende Unternehmen, das sich zwischen Kunde und Android-Anbieter drängelt und das Gewinn aus Android-Geräten ziehen kann.

Das iPhone lässt sich einfacher in eine Exchange-Server-Umgebung integrieren als alle anderen Geräte oder Computer. iOS-Updates und Apps stehen immer mindestens auch für die Vorversion der Geräte – oft auch die Vorvorversion – zur Verfügung. Das gibt zumindest ein wenig Planungssicherheit.

Bei Android sind manche Geräte bereits zwei Wochen nach dem Kauf veraltet und nicht mehr für die nächste Version geeignet. Auch muss man immer warten/hoffen, dass der Geräte-Hersteller seine Treiber und Systemanpassungen aktualisiert und das Android-Update für das eigene Gerät freigibt – doch warum sollte ein Hersteller für ein Gerät der Vorversion Programmier- und Wartungsaufwand betreiben … das Geschäft ist doch bereits getätigt und verbucht. [Update, 08.02.: HTC aktualisiert einige (aber nicht alle) Smartphones auf Android 4, die eigene Benutzeroberfläche wechselt auf Version 3.5.]

Technische Argumente

Sonntag das iPhone aufladen, es normal verwenden (mehrfach telefonieren, eMails abrufen und Dinge im Internet nachschlagen pro Tag) – am Freitag früh wird frischer Strom benötigt. Manchmal bereits am Donnerstag abend. Ich habe das jetzt ein halbes Jahr beobachtet und muss feststellen, dass ich nicht so viel öfter mit einem iPhone an die Steckdose muss wie mit meinen alten Nokia-Handys (als die noch gut waren).

Wieso muss Android bei gleicher Nutzungsintensität meist schneller an die Steckdose? Das iOS kann bei der Planung von einer klaren technischen Ausgangsbasis ausgehen und alle vorhandenen Komponenten sinnvoll nutzen. Genauso wie ein iPod nano trotz seiner Winzigkeit komplex encodierte Mediadateien abspielen und dennoch oft 20 Stunden durchspielen kann – ganz einfach, weil er spezielle Hardware-Prozessoroptimierungen besitzt – genauso verteilt iOS alle Aufgaben an spezielle Hardware-Bausteine. An der Grafik kann man das gut erkennen (Illustration aus Der Apple-Faktor entnommen):

Quartz-Grafik-Engine im MacOS

Das obere Schema illustriert die ersten MacOS-X-Versionen, das untere die Verteilung ab MacOS X 10.4. Die Programme (und damit der Prozessor) berechnen nur, was in einem Fenster zu sehen ist, wo und wie das Fenster erscheint, errechnet erst die Grafikkarte. Wenn also der Bildschirminhalt verschoben wird, muss nicht der Prozessor arbeiten, sondern der Grafikchip (der das viel besser und schneller und effizienter kann) verschiebt die Bits und Bytes an die gewünschte Position. Theoretisch wäre es möglich, dass beispielsweise ein Programmfenster während der Arbeit frei im Raum rotiert. Dennoch würde das Fenster direkt auf alle Eingaben reagieren, eben weil die Rotation vom Grafikchip erledigt wird, und der Prozessor sich nur um die Auswertung der Eingaben kümmern muss.

Warum das wichtig ist? Weil Android dichter am oberen Schema ist, wo der Prozessor alles berechnet, der Grafikchip sorgt nur noch für die Ausgabe auf dem Bildschirm. Deshalb kann ein Bildschirmbereich eben nicht „smooth“ verschoben werden, weil der Prozessor die Bildpunkte eben alle selbst berechnen und nebenbei noch die Eingaben auswerten muss. Das fällt immer dann auf, wenn man eine Internetseite einfach hin- und herschieben möchte. Der Prozessor verbraucht außerdem deutlich mehr Energie als ein spezialisierter Grafikchip. Deshalb ist jede Bildschirmanimation auf einem Android-Gerät zwangsläufig ein Batterie-Leersauger, während bei iOS diese Aktion in der Energiebilanz kaum eine Rolle spielt.

Gleichermaßen sorgt der integrierte spezielle Audioprozessor für eine verbesserte Sprachqualität, ohne allzu viel mehr Energie zu verbrauchen. Dieser Spezialprozessor kann das gleiche Ergebnis wesentlich energieeffizienter erreichen als eine Software-Lösung, die wieder den Hauptprozessor belasten würde. Dieser ist aufgrund seiner Mächtigkeit und Leistungsfähigkeit deutlich energiehungriger und letztlich in den jeweiligen Teilbereichen weniger effizient.

Nebenbemerkung: Mit Android 4 soll die Aufgabenverteilung verbessert und der Grafikchip stärker genutzt werden. Das setzt voraus, dass die Gerätehersteller passende und gute Grafikchips verbauen und gute Treiber programmieren … ich fühle mich fatal an Windows 98 erinnert, dort war (genauso wie auch noch bei Windows XP) der Prozessor ebenfalls für die Bildschirmdarstellung zuständig und konnte nur in wenigen Sonderfällen von der Grafikkarte unterstützt werden.

Ein anderer Aspekt, den ich in „Der Apple-Faktor“ thematisiere, bestätigt sich bei Android erneut: Standards erfüllen immer die kleinste benötigte Anforderung, sie sind niemals für exzellente Ergebnisse zu gebrauchen, allenfalls kann man auf ihnen aufsetzen. Da Android von Standard-Hardware ausgeht, müssen die Hersteller von Smartphones Android mit Spezialtreibern oder zusätzlicher Software ausstatten, wenn sie in einem Gerät mehr bieten wollen als Android enthält oder vorsieht. Das betrifft beispielsweise die Kamera: Android muss mit miserablen Kameras klarkommen, aber auch Highend-Kameras ihre Leistung entlocken. Doch warum sollte sich Google darum ausführlich kümmern – das bedeutet nur höheren Aufwand, ohne dass die Zahl der Internetnutzer steigt. Für solche Anpassungen sind jeweils die Hersteller verantwortlich. Einige sind gut darin und nutzen den Freiraum, andere wollen einfach nur viele Geräte verkaufen. Die Android-Welt ist jedenfalls so fragmentiert und vielgestalt, dass sich schwer pauschal schimpfen lässt. Abgesehen von den systeminhärenten Schwächen gibt es immer supertolle und gelungene Beispiele und grottig schlechte – jeder findet immer passende Belege, wofür oder wogegen er oder sie gerade argumentiert.

Offenheit

Natürlich nimmt man die erwähnten Einschränkungen (höherer Energieverbrauch, geringere „Snappyness“) gern in Kauf, denn Android ist viel offener als iOS. Was bedeutet „offen“ eigentlich? Gibt es wie bei Linux eine weltweite Gemeinde, die den Code immer weiter entwickelt und optimiert? Der laut Lizenz offenste Bestandteil des Android-Systems ist WebKit, der Bestandteil, der für die Darstellung von Internetinhalten verwendet wird. WebKit ging aus einem Linux-Projekt hervor und wird von Apple fleißig gemeinsam mit der Community weiterentwickelt. WebKit ist die Basis für Apples „Safari“-Browser und Googles „Chrome“-Browser. Allerdings verwendet Google die beliebte und etablierte Marke „Chrome“ nicht für seinen Mobil-Browser (ist er zu schlecht?). [Update, 08.02.: Google stellt für sein mobiles Android-System nun endlich doch den Chrome-Browser als App zum Download bereit. Allerdings wird erstens Android 4 vorausgesetzt und zweitens finde ich es immer noch befremdlich, einen Browser auf einem Mobiltelefon nachzuinstallieren, schließlich liegen die 1990er Jahre weit hinter uns.]

Was ist noch offen an Android? Kann es wirklich jeder verbessern, der sich dazu berufen fühlt? Kann jemand die mitgelieferten Google-Apps optimieren? Letzteres kann man klar verneinen, die Lizenzen verbieten das. Ok, ich kann alle möglichen Alternativen installieren und viele verschiedene App-Quellen nutzen, nicht nur einen zentralen AppStore. Für App-Anbieter, jedenfalls jene, die mit Apps Geld verdienen wollen, ist dieses Modell allerdings nicht so toll. Auch gibt es keine Garantie, dass eine bestimmte App – wenn man sie denn in einer der vielen „Stores“ endlich gefunden hat – auch wirklich auf dem eigenen Gerät sauber funktioniert.

Die Offenheits-Debatte ist im Fall von Android im Nutzer-Alltag eine Schimäre und nicht viel mehr als ein Pseudo-Argument. Denn von der Offenheit profitiert in diesem Fall niemand wirklich. Bei all denen, die nicht davon profitieren, gehören die Smartphone-Käufer und -Nutzer zur Gruppe mit dem geringsten Vorteil.

Geräte-Ideologie

Etwas vereinfacht ist das iPhone ein Nischenprodukt, das in Massen hergestellt wird. So wie der Rolls Royce ja auch nicht Volkswagen als Konkurrenten ansieht, sondern Kunden in einer bestimmten Nische bedient. Kunden, die mehr als 600 Euro für ein Mobiltelefon ausgeben, erwarten dafür, dass alles perfekt funktioniert und alles super aufeinander abgestimmt ist.

Wenn alles perfekt läuft, gibt es ja auch keinen Grund, aus dem Apple-versum ausbrechen zu wollen. Mir ist bislang jedenfalls noch kein Grund eingefallen, denn die anderen Angebote sind keinesfalls besser, sondern höchstens gleichgut – und ich halte eine funktionierende Lösung für wichtiger als eine Ideologie (einzige Ausnahme ist Flash, da die Lösung die Anforderung an Funktionalität nicht erfüllt). Da alle wichtigen Daten in standardisierten Dateien (z.B. MP3, AAC, MP4, PDF) vorliegen bzw. leicht in solche konvertiert werden können (z.B. Adressbuch, Kalender), wäre der Umzug auf eine andere Geräteplattform zwar nicht butterweich, aber gut zu bewältigen.

Der Preis – unabhängig davon, ob das Gerät auch zu einem deutlich günstigeren Preis verkauft werden könnte – ist auch ein Statement. Er weckt Erwartungen und positioniert das Gerät am Markt.

Wenn man also ein Gerät, für das am Markt 600 Euro verlangt und gezahlt werden, mit einem vergleicht, das 200 Euro kostet – welches Ergebnis kann man da erwarten? Üblicherweise ist das 200-Euro-Handy dann nur ein Drittel so gut wie das 600-Euro-Handy. Sicher, telefonieren kann man mit beiden. Aber die Unterschiede liegen in vielen anderen Bereichen.

Dass ein iPhone gut für den Internetzugriff ist (eben, weil sich das Browsen darauf aufgrund der technologischen Cleverness gut anfühlt), belegen alle Statistiken. Auch wenn inzwischen deutlich mehr Android-Geräte als iPhones verkauft werden, so übertreffen die iPhones alle Androids zusammengerechnet in den Internetzugriffen. iPhone-Benutzer sind auch eher bereit, Geld für eine App oder andere Dinge auszugeben. Das mag zwar auch demografisch begründet sein, aber die Statistiken belegen den Effekt erkennbar.

Übrigens ist ein Android-System ein Android-System, egal auf welcher Hardware es läuft. Wenn ein Gerätehersteller (z.B. LG, Samsung, HTC oder Motorola) ihren Geräten also eine eigene Persönlichkeit oder Identität mitgeben wollen, müssen sie diese selbst programmieren. Dabei bleiben jedoch die technischen Probleme bestehen, und jede Erweiterung muss für ein Android-Update angepasst werden. Das lohnt sich jedoch nur für erfolgreiche Modelle.

Insofern ist Apples schmale Gerätepalette einer der weiteren Vorteile. Erstens müssen die Kunden keine Aspekte gegeneinander abwägen, deren Konsequenzen sie sowieso selten absehen können, sondern alle erhalten das selbe ausgereifte Modell (was im Umkehrschluss bei einem Problem auch die Menge der Betroffenen anwachsen lässt). Zweitens sind bei Veränderungen und Aktualisierungen nicht ein Dutzend verschiedene Modelle zu berücksichtigen; allein Samsung bietet derzeit 31 Smartphone-Modelle an; die meisten davon mit Android (ich war aber zu faul zum Zählen:-). Da keines allein an die iPhone-Verkaufszahlen heranreicht, ist der Gesamtgewinn (denn Entwicklung und Wartung jedes Geräts schlägt extra zu Buche) geringer und der Aufwand bei Updates höher bzw. es entstehen Verzögerungen, und Kunden sind unsicher, ob und wann ein Android-Update für ihr Gerät denn endlich verfügbar ist.

Fazit

Ich gebe es zu: Ich habe meine Prämisse, Android besser zu finden, nicht mal im Ansatz erfüllen können. Tut mir leid.

Aber wenn man die Argumentation umdreht, ergibt sie wieder Sinn. Wer einfach nur ein Mobiltelefon benötigt, kann nehmen, was er oder sie will. Wer aber ein Gerät braucht, das sich gut beim Browsen anfühlt, für das hochwertige Spiele und Apps hergestellt werden und das eine sichere Investition in die Zukunft darstellt … wer so etwas Hochwertiges will, wird mit Grabbeltisch-Angeboten nicht glücklich. Android disqualifiziert sich dann bereits aufgrund seiner technischen Unzulänglichkeit. Wenn ich für ein Android-Telefon 600 Euro bezahlen muss, damit es sich halbwegs so gut anfühlt wie ein iPhone, dann kann ich auch gleich ein iPhone kaufen und von einem insgesamt durchdachten Geschäftsmodell profitieren, das mich als Kunde ernstnimmt. Für das ich eben nicht nur ein weiterer Internetnutzer oder Handy-Käufer bin, sondern ein zufriedener Smartphone-Benutzer bin.

Polemischer Seitenhieb

Die Republikaner machen in den USA derzeit mehr Wahlkampf mit Ideologie und ähnlichem Gedöns als mit tatsächlichen Konzepten oder Wirtschaftsplänen. Ebenso argumentieren iPhone- oder Apple-Gegner immer lieber mit irgendwelchen Ideologien. Ich will jetzt nicht beide Personengruppen über einen Kamm scheren, aber ihnen ist gemeinsam, dass sie es sich zu leicht machen. Von beispielsweise der Ablehnung der Schwulen-Ehe in den USA (wie sie die Republikaner ideologiekonform fordern) hat niemand ihrer Wähler etwas gewonnen, höchstens eine Bestätigung des Weltbildes.

Besser wäre es doch für alle Beteiligten, wenn man sich die vorhandenen Modelle (Geschäftsmodelle, Produktlösungen, gesellschaftliche Modelle etc.) anschaut und deren Vor- und Nachteile gegeneinander abwägt. Blöderweise dauert das meist länger, als das Gehirn eines Republikaners denken kann und ein Offenheits-Fanatiker bereit ist zuzuhören ;-)

Offenheit wird als Argument nur benötigt, um das Billig-Kauf-Bedürfnis irgendwie ideologisch aufzuladen und sich moralisch überlegen zu fühlen. Wirkliche Vorteile – jenseits der Billigkeit – konnte mir jedenfalls noch niemand nennen, der sich ein Android-Smartphone zugelegt hat.

Bevor die Debatte losgeht – die Frage zur Zensur habe ich anderenorts ausführlich debattiert.

Nachtrag

Am 19. Oktober 2011 wurde Android 4.0 vorgestellt, derzeit ist Version 4.03 aktuell. Sony bewirbt aktuell im Radio ein neuartiges Tablet auf der Basis des „neuen Android 3.1“. Android 3.1 wurde am 10. Mai 2011 herausgegeben. Mir geht es gar nicht darum, dass die neueste Technik immer die beste sein muss. Amazons Kindle (in den USA seit November 2011 verkauft) verwendet ja das noch betagtere Android 2.3 (Dezember 2010) als Basis und hat das angepasst. Ich sehe damit die Fragmentierungs-, Wartungs-, Update- und Entwicklungsprobleme in der Android-Welt nur wachsen statt verschwinden.

Ein Android-Kunde kann beim Erwerb seines Gerätes keine Zukunftssicherheit erwarten, wenn sie ihm vom Geräte-Hersteller nicht zugesichert wird. Allerdings weiß dieser auch nicht, wie sich Android entwickeln wird und ob eine solche Zusicherung wirklich einzuhalten ist. Entwickler müssen berücksichtigen, dass es mit dem Kindle Fire eine große Nutzerschar mit dem inzwischen veralteten Android 2.3 gibt, während andere Hersteller 3.x-Versionen und einige wenige sogar Android 4 nutzen. Die zugrundeliegende Hardware (Bildschirm und Bildschirmauflösung, Sensoren und Sensor-Qualität, Kamera, Eingabemöglichkeiten etc.) sowie die Software-Schnittstellen und -Sicherheitstechnologien haben sich rasant weiterentwickelt und differieren von Gerät zu Gerät. Viel Spaß beim Entwickeln und Testen von Apps!

Dabei verdienen die Geräte-Hersteller nur an verkauften Geräten und Google nur an der verbreiterten Internetnutzermasse. Niemand der Verantwortlichen hat eine tatsächliche monetäre Motivation, dies langfristig zu ändern. Das will nur niemand zugeben.

Und dass Windows nach der Kehrtwende von Windows mobil bis Version 6.5 zu WindowsPhone 7 (auf Basis von Windows CE) nun erneut umsattelt und jetzt auf Windows 8 setzt, gibt auch nicht viel Vertrauen. Mir jedenfalls nicht.

Schauen wir uns einmal die Bilanzen von Android-Bereitsteller Google an (nur ein paar Beispiele):

  • Google TV – wer wollte das kaufen?
  • Chromebook (oder so ähnlich) – kaum Lebenszeichen
  • VideoCodec WebM – keine Relevanz
  • Wave, Buzz – schon wieder weg
  • Android – Dutzende Versionen und Ableger; im positiven Sinn erinnert es irgendwie an die vielfältige Linux-Landschaft (ich sehe aber letztlich einen Unterschied in der Nutzung eines Desktop-PC mit Tastatur und Monitor oder eines Servers gegenüber einem mobilen Smartphone, das einfach nur funktionieren soll)

Die Bilanz von WindowsPhone-Hersteller Microsoft ist ebenfalls ernüchternd (nur ein paar Beispiele):

  • „Plays for sure“ und „Zune“ – aufgegeben
  • Kin-Mobiltelefone – aufgegeben
  • Windows Vista – wurde erst viele Jahre verzögert und dann mit Windows 7 nutzbar
  • X-Box – nach rund 10 Milliarden US-Dollar Subventionen wurde endlich ein Gewinn verbucht
  • Windows Phone – MS ködert Nokia mit 1.000.000.000 US-Dollar, damit diese ihr Fenstertelefon nutzen
  • Bing – dümpelt mit niedlichen Marktanteilen und hat endlich den Beta-Status aufgegeben ;-)
  • Surface-Technologie, Ultra-Laptop, Convertible Laptops etc. – eher Tech-Demos als tatsächliche Produkte, jedenfalls sind die verkauften Stückzahlen irrelevant

Das sind jetzt nur die Beispiele der vergangenen Jahre, die mir ad hoc einfielen. Abgesehen von seiner Suchmaschine (da schließe ich Maps ein) und dem Browser Chrome (den ich inzwischen dem Ressourcenverschlinger Firefox vorziehe) hat Google eine zurückhaltende Erfolgsbilanz. Ebenso ist Microsoft mit seinen Versuchen, sich breiter aufzustellen, eher marginal erfolgreich. Google ist mit seiner Kernkompetenz (finden im Internet) und vielleicht noch Google Mail gut. Aber ebenso wie Microsoft im Wesentlichen von Windows- und Office-Lizenzen lebt, so belegen Googles Versuche nicht gerade die Erfolgsverpflichtung, die man ihnen so gern zuschreibt.

Die Historie belegt: Auf jedes erfolgreiche Produkt kommen mindestens zehn andere, die mit Getöse angekündigt und von Tech-Redakteuren hochbejubelt wurden, bevor die Marktrealität ihnen den Garaus machte. Das ist eine bittere Lektion der jüngeren Computergeschichte. Auch Apple hat viele Fehler gemacht. Aber erstens ist die Erfolgsbilanz (vorgestellte Entwicklungen/Geräte und erfolgreiche Produkte) im vergangenen Jahrzehnt mehr als beeindruckend. Das stellt natürlich kein Abo auf Erfolg dar, aber eine radikale Umkehr der Erfolgskurve in der nächsten Zeit ist unwahrscheinlich. Zweitens bietet Apples recht homogene Gerätelandschaft derzeit das beste Nutzererlebnis und die größten Vorteile im Nutzeralltag.

Nachtrag (28. Februar)

Gerade eine schöne Geschichte der Smartphone-Technik gelesen: Arstechnica. Bei aller unterstellten Akuratesse und den aufgeworfenen Fragen zählt wohl nicht nur der rechtliche Aspekt, sondern auch die Eindruck. Der ist allerdings schwerer zu fassen als Fakten. Aber das „stolen“ bei Android beziehe ich auf die Nachahmung des Gesamtprodukts iPhone und nicht auf Details. Abgesehen von einigen eigenen Aspekten (Notification) ist Android eine Imitation der iPhone-Bedienung. Apples Leistung besteht dagegen darin, aus mehreren Ansätzen ein funktionierendes und überzeugendes Gesamtprodukt erstellt zu haben, das „einfach funktioniert“, wie mir ein noch vor wenigen Wochen skeptischer Kollege regelmäßig vorführt.

Das gilt auch für den Mac, der zwar – und das leugnet auch niemand – viel von den Xerox-Parc-Erfindungen aufnahm, diese aber effektiv weiterentwickelte, sozusagen auf eine neue Stufe hob. Ein anschauliches Beispiel – auch wenn es in den Augen mancher als Vergleich hinken mag – ist das Design. Da werden aus vielen Einzelteilen Geräte zusammengestellt; die wenigsten der Elemente hat Apple erfunden oder entwickelt. Aber in der Art, wie die Einzelteile zusammengeführt wurden, entsteht etwas Neues, das größer ist als die Summe seiner Teile. Genauso ist die iOS-Bedienung und -Funktionalität in ihrem Effekt größer als die Summe ihrer Einzelteile („Vorfahren“).

Achja, wenn man Push-Messages aktiviert und Tethering nutzt, reduziert sich die Akku-Laufzeit offenbar erheblich. War mir bislang nicht aufgefallen, weil ich beides nicht verwende. (als Nachtrag zu einem Kommentar, s.u.)

Alexander Florin: Alexander Florinein Kind der 70er • studierter Anglist/Amerikanist und Mediävist (M.A.) • wohnhaft in Berlin • Betreiber dieses Blogs zanjero.de • mehr über Alexanders Schaffen: www.axin.de ||  bei Facebook || auf Twitter folgen

16 Kommentare

  1. Nun will ich auch einmal die Gegenposition einnehmen und erklären, warum Android-Telefone den iPhones überlegen sind.
    Warum tust du das dann nicht? Alles polemisch verpackte, vor halbwissen strotzende Kritik an Android und nicht mal im Keim ein Versuch die Vorteile aufzuzeigen.
    Samsung verlangt für sein Galaxy SII 649 Euro – welchen Mehrwert es gegenüber einem iPhone haben soll, weiß ich nicht.
    Das UVP bei Produkten außerhalb der closed Apple-Welt nicht gleich Straßenpreis ist, siehst du doch selbst beim HTC Sensation XL, wo du auf Amazon verweist… Warum nimmst du beim SGS2 nur die UVP? Weil das technisch überlegene Gerät dann plötzlich für 430,-€ erhältlich wäre?
    Das iPhone lässt sich einfacher in eine Exchange-Server-Umgebung integrieren als alle anderen Geräte oder Computer.
    Aha… Und was ist mit Windows Phone? Nativ die beste Exchange Anbindung, unumstritten, außer hier anscheinend…
    Sonntag das iPhone aufladen, es normal verwenden (mehrfach telefonieren, eMails abrufen und Dinge im Internet nachschlagen pro Tag) – am Freitag früh wird frischer Strom benötigt
    Welches iPhone hast du denn? das 3G? 3GS, zwei Tage Akkulaufzeit… 4 = 1 Tag, 4S halber Tag, das sind realistische Werte und damit und das ist an vielen Stellen nachzulesen bieten die Apple iPhones eine kürzere Akkulaufzeit als vergleichbare Androiden.
    Ok, ich kann alle möglichen Alternativen installieren und viele verschiedene App-Quellen nutzen, nicht nur einen zentralen AppStore. Für App-Anbieter, jedenfalls jene, die mit Apps Geld verdienen wollen, ist dieses Modell allerdings nicht so toll.
    Ach und warum macht z.B. Rovio mit Angry Birds auf Android (kostenlos, durch wErbung finanziert) mehr Umsatz als auf iOS, wo man für das Game zahlt? Diese Thematik wird gerne von Apple verfechtern benutzt. Von Wegen für Android zu programmieren heißt kein Geld verdineen, weil die android-Nutzer kein GEld für Apps ausgeben. Es wird aber eben nicht nur mit dem Verkauf der App verdient, sondern es steht dem Entwickler frei Werbung einzubinden und zwar nicht wie bei iOS nur über ein Werbenetzwerk von Apple, an dem Apple mehr verdient als der App-Entwickler.
    Mal davon abgesehen wurde eine der preisintensivsten Apps (Navigon Europe) für Android weitaus öfter gekauft als für iOS, soviel zur Zahlungsmoral der Androiden.
    Kunden, die mehr als 600 Euro für ein Mobiltelefon ausgeben, erwarten dafür, dass alles perfekt funktioniert und alles super aufeinander abgestimmt ist.
    Und warum ist es das dann nicht? Warum beweisen neueste Studien, dass Apps auf iOs öfter abstürzen als auf Android? Warum wurde mit iOS eine extrem verbuggte iCloud eingeführt, die Datenschutztechnisch weitaus mehr Bedenken verursacht als jede Android Sicherheitslücke es je getan hat?
    Wenn ein Gerätehersteller (z.B. LG, Samsung, HTC oder Motorola) ihren Geräten also eine eigene Persönlichkeit oder Identität mitgeben wollen, müssen sie diese selbst programmieren
    Falsch… Jeder User kann seinem Android eine sehr persönliche Note geben, aber ein iPhone ist ein iPhone ist ein iPhone… Ein i gleicht eben dem anderen ;-)
    Wenn ich für ein Android-Telefon 600 Euro bezahlen muss, damit es sich halbwegs so gut anfühlt wie ein iPhone, dann kann ich auch gleich ein iPhone kaufen
    Dann nimm einfach ein 250,-€ Gerät wie das Galaxy S (wohlgemerkt das erste!) und du hast dennoch ein Gerät, welches sich genauso gut anfühlt wie die aktuelle Generation der iPhones!
    Polemischer Seitenhieb
    Deijn ganzer Post ist ein polemischer Seitenhieb, der dazu noch schlecht recherchiert ist und vor halbwahrheiten trotzt und trieft…

    Ja, ich gebe zu es gibt ne Menge schwarze Schafe unter den Android Geräten, aber es gibt eben auch mindestens genauso viele qualitativ hochwertige Geräte, die dem Apple Phones locker den Rang ablaufen… Und, das beobachte ich in den letzten Monaten in meinem Bekanntenkreis immer mehr, dies bemerken zum Glück so langsam auch die Apple-Jünger, die (noch) mit nem iPhone rumlaufen.

    Einige Punkte die du anschenidest stimmen allerdings auch… Es haben eben beide Systeme ihre Vor- und Nachteile – Vieles wird hier aber eben falsch dargestellt und zeigt, wie Android vor etwa 2 Jahren noch war… Inzwischen hat Android die meisten Kinderkrankheiten aber abgelegt, während man bei apple das Gefühl bekommt die Krankheiten tauchen jetzt erst auf… Akku-Probleme, Datenschutzlecks, iCloud-Desaster… und mit jedem neuen Update, was ja zum Glück alle iPhones sofort bekommen, werden die Fehler schlimmer und nicht besser…

  2. Zunächst: Danke für die ausführliche und kritische Stellungnahme.
    Überraschenderweise wird das von Android-Jüngern gern verwendete Offenheits-Argument gar nicht weiter thematisiert (was ich mal als Belegt, dass ich nicht unrecht habe, sehe;-) Aber der Reihe nach.
    Ich tue es deshalb nicht, weil es mir nicht gelungen ist. Ich hatte es ernsthaft vorgehabt, aber das wäre dann ein vor Sarkasmus strotzender Text geworden … Ich habe dann einfach – mein Fehler – meine Gedanken weiter runtergeschrieben und den Einstieg nicht angepasst.
    An irgendeinem Preis muss ich mich orientieren, da Samsung einen Preis empfiehlt, ist es zulässig, diesen zu nennen. HTC dagegen verweist auf Händler wie Amazon. Das iPhone kann ich bei diversen Anbietern auch günstiger erhalten. Ich wollte nur darstellen, dass es auch teure Android-Geräte gibt.
    Hm, die Exchange-Anbindung ist so einfach zu konfigurieren/einzurichten, wie auf keinem anderen Gerät. Wurde mir jedenfalls von Exchange-Admins gesagt – und die müssen es besser wissen als ich es wissen kann … hab mich darauf verlassen, dass die da Recht haben.
    iPhone4. Hab allerdings auch Bluetooth und 3G deaktiviert. Aber unter drei Tage bin ich damit noch nie gekommen. Obwohl ich jedes Software-Update mitmache. Achja, und ich habe – wie empfohlen – für die ersten fünf Ladezyklen das Gerät komplett leerlaufen lassen (bis es sich selbst ausschaltet) und danach komplett durchgeladen … tut man’s nicht, so wurde mir berichtet, ist die Akkuelektronik nicht ordentlich kalibriert und sorgt für kurze Laufzeiten. Manchmal hilft es ja doch, Anleitungen ernst zu nehmen …
    Tja, ich als Kunde finde Werbung störender als einen Preis. Ich bin auch ein Verfechter der Idee, dass Romane werbefrei bleiben sollten – mich stören schon die Anzeigenkonvolute namens Zeitschriften. Wenn ich einen Film werbefrei sehen will, muss ich entweder auf den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk hoffen oder mir eben die DVD kaufen oder leihen. Ich persönlich sehe es nicht ein, einen Teil meiner Lebenszeit mit Werbung zu verbringen. Aber das ist wie alles andere auch persönliche Ansichtssache und daher muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er mit Geld oder Aufmerksamkeit (= Lebenszeit) bezahlt.
    Ich kenne Webshop-Statistiken, wo die Konversion (= Anteil der Besucher, die auch etwas bestellt) von iOS doppelt so hoch ist wie die von Android-Besuchern. Nicht nur die Entwickler profitieren von den Nutzern, sondern alle Anbieter von Internetseiten. Bloß eben stärker von iOS (stärkere Internetnutzung – laut allen Statistiken die ich kenne, und wenn keine absolut stärkere Nutzung mehr festgestellt werden kann, dann zumindest eine relative).
    Allerdings irritieren die häufigen Abstürze bei Android (http://www.mactechnews.de/news/index/App-Absturze-unter-iOS-etwas-haufiger-als-unter-Android-152182.html) … Wobei ich mich jetzt nicht an App-Abstürze erinnern kann … doch, einmal musste ich iBooks erneut öffnen, weil es sich an einer PDF verschluckt hatte.
    Hm, als ich das letzte Mal ein Samsung Galaxy in der Hand hatte, war ich vom Scrolling sehr enttäuscht. Ich wollte einfach eine Webseite hochschieben, um weiterzulesen – das ruckelte und zuckelte … auch wenn das nur ein kleiner Punkt sein mag, lässt er das ganze Gerät und Nutzererlebnis minderwertig anfühlen.

    Ich hatte es irgendwo in meinem Post ja selbst eingeräumt: Es gibt alle möglichen Geräte (gute und schlechte) und jeder greift sich nur die heraus, der gerade zur Argumentation passen.

    Und nein, ich bin nicht gegen OpenSource oder andere tolle Dinge, LibreOffice beispielsweise ist bei mir sauberer, flüssiger und in vielen Fällen effektiver als Microsoft Office – bei einem deutlichen Preisvorteil.

  3. Pingback: Neue Underdogs der Technikwelt | zanjero.de

  4. Nein, die Offenheit habe ich nicht als Argument rangezogen, weil diese nunmal tatsächlich Fluch und Segen zugleich ist.
    Zum einen, ist es schön, dass ich unter Android nahezu alles nachträglich ändern kann… Der Browser ist hier nur ein Beispiel. Ja, der Android-Standardbrowser und auch der von Samsung angepasste Standard-Browser auf den Galaxy Geräten ist eher funktionell als hübsch… Und ja, ich glaube da ruckelt auch ab und an mal was bei scrollen… Ja, Out of the Box erstmal ein Problem, aber durch installieren des Boat Browsers z.B. in Sekundenschnelle gelöst. Dieser ist mindestens genauso intuitiv zu bedienen, hübsch und schnell wie der iOS Safari, bietet mir aber mehr Features wie Auswahl des User-Agents, Flash-Fähigkeit und andere Dinge, bei denen ich bei iOS nunmal dem Friss-oder-stirb-Gedanken unterliegen würde. Ebenso verhält es sich mit der Home-Screen-Oberfläche und dem Appmenü… Out-of-the-Box kommt hier irgendwie kein Launcher bei Android an die schlichte Eleganz und intuitive Bedienung des iPhones heran, gebe ich zu! Aber auch dieses Problem ist mit wenigen Handgriffen gelöst: Einmal aus dem Market den Espier-Launcher geladen und schon habe ich die iOS Menü-Funktionalität und die gleiche Eleganz, aber eben immer noch Android Vorteile wie Widgets, Live-Wallpaper und freie Wahl selbst bei den meisten Systemapps.
    Im Grunde möchte ich nur sagen: Der Gedanke, iOS sei intuitiver als Android und leichter zu bedienen, flüssiger ja gar hübscher, stimmt nur Out-of-the-Box. Wer sich auch nur mal ne stunde hinsetzt und sein Android einrichtet, der erzeugt ohne Probleme die gleiche Eleganz und Einfachheit wie bei iOS, kann aber vom offeneren Ansatz profitieren.

    Wer sein Device auspacken möchte und es soll alles gleich so gut wie fertig sein, der ist und bleibt bei iOS wohl besser aufgehoben, stimmt! Dann legt man sich aber eben auch die Fesseln an, die damit einhergehen.
    Andersrum erkauft man sich die Freiheit bei android mit einem etwas höheren Initialaufwand, auch dies ist eben so… Beide Systeme haben eben Vor- und Nachteile. Für mich überwiegen die Vorteile bei Android, für dich eben die bei iOS. Damit kann ich auch wunderbar leben: Womit ich eben nur schwer leben kann ist, wenn veraltete Ansichten zu Android als aktuelle Wahrheiten hingestellt werden.

    Die Fragmentierung ist da auch so ne Gratwanderung… Ja, bei iOS kommen die Updates so ziemlich zeitgleich für alle Geräte, aber nicht alle neuen Features die mit einer neuen Version einhergehen laufen auch auf allen Generationen… Wo liegt also der konkrete Unterschied? Der liegt in dem Glauben, dass alte Android-Geräte, welche nicht die neueste Android-Version erhalten ewig auf ihrem alten Softwarestand hocken würden… Dies ist aber falsch! Während bei iOS ein Update immer eine neue iOS Version ist, trennt Android hier Patches und OS-Updates. Ein OS-Update, also eine neue Android-Version, ist immer ein Feature-Update. Sicherheitsrelevante Updates des Systems werden immer über alle Gerätegenerationen und Os-Versionen hinweg verteilt, per Push, der User bekommt davon eigentlich nicht mal was mit. Während bei iOS solche Sicherheitspatches also zwangsläufig mit dem Update der iOS-Version einhergehen und somit auf alle Generationen verteilt werden müssen, bedeutet bei Android eine ausbleibende Version für ein Gerät lediglich, dass die neuen Features nicht kommen werden. Dies ist also prinzipiell das gleiche, als wenn ich für mein 3GS zwar noch ne neue iOS Version bekomme, aber keines der neuen Features mehr läuft, ich also nur von den Sicherheitsrelevanten Patches innerhalb des Updates profitiere. Nur, dass ich bei iOs damit plakatieren gehen kann, dass ich die neuste Version habe, während bei Android halt ganz offen zu erkennen ist, dass es eben nicht so ist. Unter der Haube bleibt es aber das gleiche, ich habe die Sicherheit von heute, kann aber nur die Features von gestern nutzen… Egal welche Versionsnummer nun dasteht…
    Genau genommen hat ja selbst das iPhone 4 nur ein abgespecktes iOS 5 bekommen, denn wichtige Kernelemente fehlen (Siri) oder funktionieren nicht (iCloud – hier insbesondere die Datenschutzbedenkliche iMessage, welche allen Geräten zugestellt wird, die jemals mit der AppleID oder der SIM-Karte verbunden waren (unabghängig davon, ob im falle der AppleId vor Aktivierung der iCloud auf dem Gerät sogar ein Passwort geändert wurde, so dass eine Aktivierung auf dem Gerät mit der AppleID ja gar nicht möglich sein sollte, ja im SIM-Falle sogar unabhängig von der überhaupt verknüpften AppleID – sogar eine komplette Fernlöschung von Devices lässt iMessage kalt) oder funktioneren in Deutschland nicht oder nicht ordentlich (iTunes match)… Zu sagen die Apple-Welt wäre nicht fragmentiert ist augenwischerei – ebenso wie die Android-Welt dahinzustellen, als sein ein Gerät gleich veraltet, nur weil kein Ice Cream Sandwich kommt.
    Beide Welten habe Fragmentierungen und in beiden Welten sind diese gleich schlimm oder gleich unbedeutend anzusehen, alles andere ist eben nur propagieren mit Versionsnummern.
    Was bleibt sind Vor- und Nachteile beider Systeme, die neben diesem ganzen Propagandagewäsch, mit welchem die Medien nun wirklich bereits voll genug sind, Bestand haben (jeweils ohne Jailbreak/Cydia bzw. Root):

    Pro iOS:
    + OOTB sehr intuitiv und eigentlich schon fast fertig eingerichtet, daher kaum was zu konfigurieren, dennoch schick, elegant und schnell
    + Geschlossenes Ökosystem, alles aus einer Hand
    + Sehr hochwertige Materialien
    + Beste App-Auswahl weil größter Store
    + Voll-Backup-Lösung direkt im System

    Contra iOS:
    – Kaum Individualisierungsmöglichkeit (Hintergrundgrafik, Klingelton, App-Reihenfolge, das wars eigentlich schon)
    – geschlossenes Öko-System (Apple gibt vor welche Apps es in den Store schaffen, Alternativer Bezug nicht möglich)
    – Hochpreisig
    – Rudimentäre Medienunterstützung (kein .mkv, kein .ogg kein Flash, um nur die wichtigsten zu nennen)
    – Kein Massenspeichermodus
    – iCloud mit ziemlichen Sicherheitslücken

    Pro Android:
    + Große Geräteauswahl
    + mit wenig Aufwand von der Optik und Bedienung iOS gleichwertig
    + Offenes System (Alternative Bezugsquellen für Apps, die meisten Systemapps ersetzbar, keine Beschränkung von Apps im Market, solange diese ohne Schadcode sind)
    + sehr hohe Individualisierbarkeit
    + günstige Gerätepreise (ja, es gibt auch welche die ordentlich kosten, aber bei gleichwertigem Gerät in der Regel immer noch etwa 200€ Euro unter einem vergleichbarem iPhone)
    + Apps oft kostenlos, sonst meist günstiger als ihre iPhone Pendants
    + Sehr hohe Medienkompatibilität (.ogg, .mkv etc. – wenn nicht OOTB, dann via alternativen Playern.)
    + Massenspeichermodus (USB-Kabel ran und Daten hin und herschubsen)

    Contra Android:
    – Anpassung notwendig um ein iOS-ebenbürdiges Nutzerelebnis zu erhalten
    – Keine Vollbackup-Lösung im System (und ohne Root sowieso kein echtes Vollbackup)
    – Offenes System (dadurch tendenziell mehr unnütze Apps, etwas höheres Risiko von schadhaften Apps)
    – Alternative App-Quellen möglich (wie werden diese überwacht? Virenrisiko hoch bei Bezug von Apps direkt aus Internetbörsen u.A., dies muss man aber ja nicht tun)
    – kleinerer Store (Auch wenn die absoluten Zahlen dem Android Market inzwischen mehr Apps zurechnen als dem Apple AppStore, so muss man IMO Widgets und alternative Systemapps abziehen und den Rest vergleichen, da es Widgets/Systemapp-Alternativen bei iOS nicht gibt)

    Alle anderen Punkte sind oftmals Geschmackssache… So ist zum Beispiel das iPhone derzeit auch noch besser mit Games versorgt als Android, aber ich komme mit meinem Galaxy S2 nicht mal dazu alle empfehlenswerten Spiele zu spielen, also was bringt mir eine noch größere Auswahl für einen Vorteil? Zumal der Trend ja zur Veröffentlichung für beide Systeme geht…
    Auch die Ansicht kein Telefon sei so hochwertig verarbeitet wie das iPhone… Optik ist erstmal eh eine Frage des Geschmacks. Und ob ich ein hohes Gewicht in Kauf nehmen möchte um einen Glasbody zu haben, oder ob manchmal nicht Plastik ausreicht und dadurch ein geringes Gewicht ermöglicht ist eine Frage des Individuellen Standpunktes. Und Plastik ist eben nicht automatisch gleich minderwertig. Hohes Gewicht aber eben nicht auch automatisch ein Nachteil (viele meinen sogar es liege dadurch besser in der Hand).
    Selbst die Bildschirmgröße, welche oftmals zu Ungunsten vom iPhone ausgelegt wird ist geschmackssache. Ich kenne zum Beispiel viele Leute in Foren etc. die gar nicht damit zufrieden sind, dass die Highendmodelle von Android immer 4″ oder mehr haben… Es scheint also eine ganze Menge Leute zu geben, denen ein 3,7″ Screen oder eben die 3,5″ des iPhones vollkommen ausreichen oder sogar lieber sind als ein größerer Screen.

    Andere Argumente sind dann schon wieder Propagandamüll, so auch das Argument ein Android Device sei Sofwaretechnisch nach zwei Wochen veraltet. Dagegen könnte man halten ein iPhone ist ab Tag1 bereits technisch veraltet, ja eigentlich schon bei der Produktpräsentation…
    Aber es ist eben immer die Frage was draus gemacht wird: Während Google auch alte Systemversionen immer mit Sicherheitspatches versorgt, hier also von der Softwarebasis nichts veraltet ist, holt Apple aus, auf dem Papier, veralteter Hardware Ressourcen raus, für die Android brandaktuelle Hardware braucht…
    Also bringen beide Argumente nur denen etwas, die damit propagieren möchten, da sie nur auf dem Papier relevant sind.

    Mir ist sehr wohl bewusst, dass mit einem iPhone durch einen Jailbreak vieles möglich ist was sonst erstmal für Android einen Vorteil darstellt, aber eben nur mit Jailbreak. Auf dem android ist eben mit etwas Konfigration ein iPhone ebenwürdiges Nutzererlebnis möglich, ja, mit Einarbeitung, aber nicht erzwungenermaßen mit root.
    Während man also um Android Funktionalität auf ein iPhone zu bringen seine Garantie aufgeben muss, so kann man iOS Feeling auf ein Android Device bringen ohne Konsequenzen.
    Aber auch dies muss kein argument sein, denn wer die Funktionalitäten auf seinem iPhone gar nicht vermisst, dem wird auch herzlich egal sein, ob Android das kann. Und wer sein Gerät nicht groß konfigurieren möchte, der wird auch keinen Bock haben ein Android Handy anzupassen, damit es dem iPhone gleichwertig ist. Möglich ist allerdings beides und im Laufe der letzten Monate haben sich beide Systeme in vielen Belangen eh bereits angenähert – so hat Android von iOS geklaut und andersrum genauso… Wenn wir das nochmal ein Jahr weiterspinnen wird der einzige echte Unterschied der bleibt sein, dass das eine System einen geschlossenen Ansatz hat, das andere einen Offenen (und ich eine Offen, nicht openSource!) – und genau diese Ansatz, das kannst du bei meinen Pro’s & Con’s auch sehr gut sehen, ist bereits innerhalb jeder der Welten schon jetzt sowohl ein Vorteil, als auch ein Nachteil – Und damit wird auch dies letztendlich zur Geschmacksfrage. Lebe ich lieber in einer geschlossenen Welt, in der ich so einfach weniger zu befürchten habe, oder lebe ich in einer etwas freieren Welt, in der ich eben auch ein paar Gefahren der Wildnis ausgesetzt werde.
    Ich denke wir beide haben uns bereist für eine der Welten entschieden, es ist nun aber nicht unsere Aufgabe anderen unsere Welt aufzuschwatzen: sondern höchstens unsere Welt zu zeigen, aber dennoch auch mit dem Finger über den Tellerrand zu zeigen und zu sagen „wenn du lieber das eine möchtest, dann willkommen hier in meiner Welt… Willst du lieber das andere, dann mach dir keinen Kopf, die Welt dort ist anders, aber deswegen nicht schlechter oder besser… nur anders“

  5. hey, ein supertoller Kommentar! Vielen Dank. Deine Ausführungen bringen letztlich genau die Ausgewogenheit der Argumente, die ich ursprünglich geplant hatte, aber nicht so richtig in den Griff bekam. Auch wenn es mitunter so klingt: Ich möchte niemanden missionieren oder in die Apple-Welt ziehen. Mir ist es sehr wichtig, dass jeder frei entscheiden kann – aber dann bitte basierend auf Argumenten und nicht basierend auf Ideologien oder Redakteursmeinungen. Dazu gehört es, die jeweiligen Vor- und Nachteile gut gegeneinander abzuwägen (was mir im ursprünglichen Artikel nicht mal ansatzweise gelang – Danke für deine Liste!).

    Ich habe das Gefühl, dass in letzter Zeit die Deutungshoheit von Technik-Redakteuren übernommen wurde, die vergessen, dass alle Smartphones (Android, iOS, Fenstertelefon, etc.) für Kunden/Benutzer entwickelt werden. Viele der oft zu lesenden Argumente vernachlässigen aber genau diese Perspektive. Mit dem pointierten Out-of-the-Box-Argument hast du den Nagel in dieser Hinsicht gut auf den Kopf getroffen. Danke noch mal.

  6. Hi…
    Mach dir mal keinen Kopf, dass du in deinem Beitrag diese Argumente evtl. nicht so herausgearbeitet hast… Dafür habe ich in meinem ersten Kommentar nicht im Ansatz die Sachlichkeit hinbekommen die ich wollte und weder im ersten, noch im zweiten Kommentar die Rechtschreibung hingelegt, die man eigentlich erwarten dürfte ;-)

    Die Kommentare zeigen ja, dass man mit dir durchaus sachlich argumentieren kann und sich mein erster Eindruck (hier will jmd. auf Krampf Android schlecht machen) sich nicht bewahrheitet hat.

    Es ist schon komisch, wie man bei der Thematik doch mitunter sich selbst erwischt, wie man ohne zu hinterfragen erst mal sein Lager vertritt. Klar ist sowas schön, aber nur für die Firmen, die hinter dem Lager stehen… Mir persönlich bringt es doch eigentlich nichts. Schließlich ist mein Android Device zwar ein treuer Begleiter und vertreibt mir so manche Minute mit ansprechender Unterhaltung, aber es ist dennoch kein persönlicher Freund, den ich stets und immer bedingungslose Rückendeckung geben muss… Und dennoch neigt man dazu dies zu tun. Sehen wir unsere Smartphones inzwischen ab und an gar auf einer Stufe mit echten Freunden? Krass…

    Wie auch immer, ich freue mich über den Verlauf des Gesprächs und muss sagen, es ist ist wieder erwarten ein sehr netter Dialog geworden.

    Und dann nutze ich doch gleich mal die Gelegenheit um die oben stehende Liste nochmal mit einem Punkt zu Gunsdten von iOS zu ergänzen, den ich eben vergessen habe: + Bezahlmöglichkeiten im AppStore
    Während ich bei apple hier nämlich die Wahl habe, per Click&Buy, Kreditkarte, ja gar per Guthabenkarte zu zahlen, so habe ich im AndroidMarket nur die Kreditkarte (und Vertragskunden der Telekom und D2 die Handyrechnung).

    Eine weitere Ergänzung zu der Überlegung lieber Kleiner Kaufpreis als Werbung: Immer mehr Android-Apps bieten die Möglichkeit per InApp-Kauf die Werbung abzuschalten, so dass ich auch hier in der Regel die Wahl habe – Nutze ich die App for free, dann eben mit Werbung, oder zahle ich einmalig einen kleinen Betrag und nutze sie werbefrei?

    Ja die Argumentation in den Medien ist immer mehr dazu übergegangen die Lager gegeneinander aufzuhetzen… Klar verkauft sich ja auch gut… BildNiveau auf voller Breite – angeblich liest es keiner, aber alle wissen Bescheid was drinsteht ;-)
    Gutes Beispiel dafür ist auch die aktuelle Klagewelle und die Vorwürfe wer nun was von wem abgeguckt hat… Manmanman… Wenn man sich auch nur nen Bruchteil mit der Materie auseinandersetzt, dann sieht man, dass auf keiner Seite Heilige oder echte Innovateure sitzen: Apple hat vieles von Braun (Design), LG (Touchscreens), Microsoft (Icon-Design), Google (Notification-Bar) und Anderen genommen und es für die eigene Welt weiterentwickelt.
    Genauso hat Google einiges von diesen Unternehmen und auch von Apple (z.B. Google Music als Reaktion auf iTunes Match) abgekupfert und weiterentwickelt und auch Samsung bedient sich unter anderem bei Apple (Oberfläche der Galaxy Geräte).
    Was einige zum aufschreiben bringt, bringt mich immer öfter zum lachen… Während viele Apple-Jünger Apple hätte alles erfunden (ja, ich selbst habe erlebt, wie eine Bekannte meint nur das iPhone hätte Apps, weil die anderen haben ja nur Programme – woraufhin eine Exkursion meinerseits zum Thema Apps=Abkürzung von Applications, also soviel wie Programme folgte, mit Verweis auf meinen xda bereits Jahre zuvor, der auch schon Apps hatte *und Touchscreen und Internet*). Apple hat von allem, was das iPhone erfolgreich macht eigentlich genau NULL erfunden! Aber sie haben gewisse Dinge so gut weiterentwickelt, dass sie Dinge Massenmarkttauglich gemacht haben.
    Nur sind sie da eben nicht die Einzigen und ohne Grundlagenentwicklung von anderen Firmen wäre auch Apple dies nicht möglich gewesen.
    Apple ist also nicht der tolle Erfinder und Google/Samsung die Bösen… Aber auch nicht andersrum, denn keines der Unternehmen kann die echte Erfindung für sich beanspruchen und dennoch tun es alle.
    Und die Medien machen dabei brav mit und servieren dem Konsumenten eine Show und gießen dabei fleissig Öl ins Feuer beider Lager.
    Eigentlich ist die Berichterstattung über iOS vs. Android auf allen Ebenen zum Catchen/Wrestling verkommen… Jeder weiß es ist eigentlich nur Show, aber man fiebert dennoch mit und entwickelt Sympathien und Antipathien – man glaubt, zum Teil einfach, weil man glauben will, dass all dies echt ist. Wo man bei der WWE weiß, es ist nur Show-Kampf, da neigt man beim Systemkampf dazu alles bierernst zu nehmen… Warum eigentlich?
    Sind es nicht die gleichen Parteien, die vor den Gerichten und in den Medien streiten, die im Hintergrund zusammenarbeiten (Apple/Samsung, Apple/LG, Apple/Google)? Und genau wie beim Wrestling geht es hier nur um Aussenwirkung und darum eine gute Show zu liefern… Und für dieses Spektakel fließt eine Menge in Geld in vielerlei Richtungen (Anwälte, Lizenzen etc.). Entweder wir lernen diese Show zu genießen, oder wir realisieren, dass wir für jede Gerichtsverhandlung bei den Geräten mehr bezahlen als ohne Rechtstreit nötig wäre. ALso entweder bekommen wir Unterhaltung für dieses Geld (denn Verhandlungen und Presse-Aktionen werden von unserem Geld bezahlt, was wir für die Güter ausgegeben haben oder zukünftig ausgeben), oder wir regen uns darüber auf, dass dieses Geld so sinnlos verbrannt wird, dann können wir aber alle Beteiligten nehmen, in einen Sack packen, draufknüppeln und mit einem breiten Grinsen wissen, egal wen wir gerade treffen, es ist definitiv der Richtige! ;-)

    In diesem Sinne: Next Round – Fight! *g*

  7. Diese zwanghaften Lagerwettkämpfe regen mich ja immer auf (v.a. bei Talkshows). Die Show drumrum nimmt teilweise wirklich bizarre Ausmaße an. Und die Frage, welche Erfindung von wem inspiriert oder abgekupfert wurde, ist in jedem Einzelfall eine eigene Debatte. Allerdings hat Apple mit dem Mac 1984 den mordernen Icon-Stil begründet, die Icon-Designerin Susan Kare wechselte später zu Microsoft und gestaltete dort die Icons für Windows 3. Aber ich würde nie behaupten, dass Apple so viel erfunden hat, wie ich gern möchte ;-) Sie haben oftmals bestehende Technologien genommen (wilde Liste: Spracherkennung, USB, Desktop-Metapher, Benutzerwechsel, WebKit, Drucksystem, MultiTouch) und diese dann geschickt integriert, sodass es für mich als Nutzer nie ein K(r)ampf war, diese zu nutzen, sondern alles funktioniert schön zusammen. So wurde SoundJam erst durch die Umgestaltung als iTunes wirklich toll, so wurde aus einem MP3-Player-System in der Kombination mit gut designter Hardware schließlich der iPod. So wurde aus den Experimenten im Xerox Parc der Mac (der ohne Parc niemals so geworden wäre, wie er wurde, der aber die Arbeiten dort wesentlich weiterentwickelte und massentauglich machte). Natürlich ist das Design von den schönsten Produkten beeinflusst (und nicht von den hässlichsten), Braun war in der Hinsicht sicherlich einer der wichtigsten Einflüsse im Produktdesign …

    Zum Thema Entwicklung noch eine Sache. Apple stellt mit seinen Entwicklungswerkzeugen allen Interessierten eine leistungsfähige Entwicklungsumgebung kostenlos zur Verfügung (für Microsoft ist sowas ein weiteres Produkt, das verkauft wird). Es gibt zurzeit dagegen nicht mal einen brauchbaren Simulator, um eine Website auf dem Computer so zu testen, wie sie in Android angezeigt würde. Mit seinem Ökosystem und den bereitgestellten Werkzeugen (die übrigens Apple ja auch selbst benutzt) umgarnt Apple die Entwickler und motiviert sie. Habe schon viele Berichte begeisterter Entwickler gelesen, die zur iOS/MacOS-Welt gewechselt sind (bzw. sich in diese zusätzlich eingearbeitet haben) … in der Umkehrrichtung kann ich mich an nichts dergleichen erinnern. Denn selbst das Entwickeln für iOS/MacOS macht den Berichten zufolge Spaß – nicht nur wegen der erhofften Einnahmen (durch Werbung oder Verkäufe), sondern weil die Entwicklungsumgebung als gelungen empfunden wird.

    Die ganze Patent-Debatte und -Klagewelle sehe ich auch mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite kann ich gut verstehen, warum Apple da die großen Geschütze auffährt. Schließlich verloren sie den „Desktop-War“, weil sie ihre damalige Mac-Technologie nicht genügend geschützt hatten (weil das teilweise damals auch gar nicht ging). Jetzt versuchen sie das Wiederholen der Geschichte zu verhindern: Dass sie ein innovatives Produkt (das iPhone war revolutionär, weil es eben nur aus Bildschirm und Home-Button bestand – etwas vergleichbares wagte kein anderer Hersteller) entwickeln und erfolgreich auf den Markt bringen … und plötzlich alle anderen ebenfalls Geräte anbieten, die auch nur aus Bildschirm und Home-Button bestehen. Es ist zwar gut fürs Ego, wenn man beklaut/nachgeahmt/als Inspiration genutzt wird, aber aus wirtschaftlicher Sicht kann das fatal werden. Auf der anderen Seite kämpfen sie derart verbissen und kleinteilig, dass sie Samsung und andere Android-Geräte-Hersteller förmlich in die Underdog-Rolle drängen. Das ist nicht gut. Moralisch/ethisch kann ich nachvollziehen, dass Apple die iPad-Epigonen ein Dorn im Auge sind, v.a. wenn diese so dicht an ihrem Gerät dran sind, dass der Verdacht aufkommt, dass gar nicht erst versucht wurde, ein eigenes Gerät zu entwickeln (schiefer Blick aufs Samsung Galaxy Tab). Ich kann auch verstehen, dass Apple erwartet, Industrie-Standard-Patente zu den üblichen Marktkonditionen zu erhalten (schiefer Blick auf Motorola). Aber ich stecke letztlich zu wenig in den internationalen Verflechtungen und Rechtssystemen, um daraus jetzt eine Stellungnahme abzuleiten. Ich kann da nur meine persönliche Meinung kundtun. Aber im Gegensatz zu all den aufgeregten Redakteuren sage ich gleich, dass ich da nur eine persönliche Meinung haben, aber keine qualifizierte Aussage treffen kann. Übrigens habe ich das Gefühl, dass ein anderer Befund von mir immer noch stimmt: Redakteure schreiben aus zwei Gründen ständig über Apple. Erstens polarisiert die Marke bzw. ist per se immer ein Hingucker (quasi die Erweiterung des „Sex’n Crime“-Gebots auf den Wirtschaftsteil;-), und zweitens verstehen die Redakteure die Apple-Geräte, weil sie sich so einfach anfühlen. Deshalb hat man das mediale Gefühl, dass Apple derzeit in Tausende Klagen weltweit verstrickt ist … Ich frage mich, ob Microsoft, Oracle, Toyota, Ikea, Paris Hilton oder Nestlé nicht parallel ebenfalls in Prozesse und Klagen verstrickt sind, von denen wir nur kaum etwas erfahren … Dagegen werden wir über jeden Zwischenschritt in einer Klage oder einem Prozess informiert, wenn Apple auch nur irgendwie involviert ist. Das ist schon eine bizarre, verzerrte (mediale) Welt … damit wären wir wieder bei der Show.

    Was bei all der Aufregung immer gern vergessen wird: Es muss nicht der eine verlieren, damit der andere gewinnt. So wie Mac und Windows-PC inzwischen eine meist friedliche Koexistenz pflegen und sich gegenseitig befruchten (wovon wir als Nutzer mit immer besseren Systemen profitieren), so kann ein gesunder Wettbewerb auch auf dem Smartphone- und Tablet-Markt für alle Beteiligten langfristig von Nutzen sein. Ich sehe es jedenfalls auch mit Besorgnis (oder zumindest Skepsis), wenn Apple zu erfolgreich wird, schließlich sind sie vom Image her ein Anbieter für durchdachte Nischenprodukte … irgendwann besteht eine Kluft zwischen Image und Realität. Das derzeit durch die Klagewelle entstehende Image ist langfristig aber auch nicht förderlich oder lädt zur Identifikation ein.

    Aber letztlich haben alle Unternehmen irgendwo Dreck am Stecken, ob bewusst oder unbewusst. Wirklich frei von Schuld ist niemand, der mit seinen Produkten Geld verdienen möchte.

    Meta-Vermerk: Das ist eine sehr schöne Debatte, v.a. wenn jemand argumentiert und reflektiert und mit Fakten (getarnt als Liste;-) arbeitet. Unbekannterweise noch mal vielen Dank, ich genieße sowas jedenfalls.

  8. Gern gern…

    Deine Sicht der Dinge wie Revolutionär und/oder Innovativ Apple nun wirklich war/ist teile ich nur in kleinen teilen.

    Wir sind uns einig, dass Apple es schafft bestehende Technologien neu zu verknüpfen und durch (meist) gelungenes reduce to max von unnötigem Ballast befreit für den Endverbraucher zugänglicher zu machen.
    Ich bin aber auch der Meinung, dass Apple in vielen Dingen vor allem eines anderen Unternehmen voraus hat: Eine Werbung, die eine Religion vermittelt und deswegen dafür sorgt, dass ein gottähnlicher Glauben entsteht, bei dem man gerne alles glaubt, was in der iBible steht.

    Es ist eben nicht so, dass nur ein iPhone für fast alles eine App hat… Es ist eher so, dass bereits Windows Mobile und Symbian für fast alles eine App hatten!
    Es ist sogar ganz unumstritten so, dass Apple genau diese Apps eigentlich nie auf dem iPhone wollte!
    In der ersten Generation hieß es noch, dass WebApps vollkommen ausreichend wären.
    Erst weil die User verlangt haben, was andere Systeme bereits boten, hat Apple umgedacht. Sie haben Apps erlaubt, aber wenn sie dies auf Verlangen des Mobs schon mussten, dann doch in einem geschlossenen System, wo sie ja keinerlei Kontrolle abgeben müssen und im Zweifel immer noch verhindern können, dass die eine oder andere App je den Weg auf die heiligen iPhones findet.

    Das dieses geschlossene System nun erstmals eine zentrale Quelle für Apps eines Systems bereitstellte und damit einen trivialen Zugriff auf all diese Apps ist das Abfallprodukt von Kontrollverlustängsten seitens Apple und damit in keinster Weise Revolutionär oder Innovativ, denn dafür hätte dieses Ziel erwünscht sein müssen, wie erwähnt ist es aber nur die Erscheinung eines ganz anderen Wunsches.

    Zum einen verstehe ich auch, dass Apple gegen Samsung vorgeht, weil gerade die Galaxy-Reihe in mehr als einer Hinsicht von den iPhones und iPads der letzten beiden Generationen inspiriert ist.
    Was ich dann aber wieder nicht verstehe, ist das nahezu jedes Feature, welches mit iOS5 neu zu Apple kam, auf Android bereits existierte (und bei der Notification-Bar ist mehr Parallele zu Android vorhanden, als bei jedem Galaxy Gerät zu einem iPhone) – Apple sich dann aber (wieder einmal) hinstellt und alles als eigene Innovationen und eigene Ideen verkauft.
    Das ist Messen mit zweierlei Maß und stellt diesen Konzern für mich persönlich auf eine Ebene mit kleinen Kindern, die anderen voll eins auffe Umme hauen, sich dann aber hinstellen und erst sagen „ich wars nicht“ und dann wenns erwiesen ist nur noch mit den Schultern zucken und sagen „aber der hat angefangen“

    Ebenso ist es für mich sehr verwerflich zu sagen, dass alle Tablets nun aussehen wie das iPad, aber vollkommen zu ignorieren, dass bereits Jahre vor dem iPad Windows CE Geräte aussahen wie iPads – ja selbst in 70er und 80er Jahre Sci-Fi Serien und Filmen eine Vision eines Berührungsgesteuerten tragbaren Geräts eigentlich immer aussah wie das spätere iPad. Wieso gottverdammt nochmal soll also ausgerechnet Apple nun das Patent auf ein Design besitzen, welches so schon Jahre, ja gar Jahrzehnte als Vision existierte?

    Auch dein 1-Knopf Beispiel ist schön, gibt es doch noch immer keine Androiden mit einem Knopf, sie alle haben mindestens 3 (Taktile Schaltflächen für Home, Menü, Zurück), oder eben gar keinen mehr (zumindest front-seitig).

    Wenn es legitim ist, dass Apple viele Dinge aus anderen Entwicklungen und Erfindungen zusammenkehrt und daraus etwas neues gestaltet, warum ist es dann nicht legitim, dass Samsung sich ein Android von Google nimmt, etwas Inspiration von Apple mitnimmt, einige Aspekte aus Windows Phone dazugibt und eine gehörige Portion Bada, welches eine Eigententwicklung von Samsung ist, und daraus seine Galaxy-Reihe formt?

    Zur Medienwirksamkeit von Apple gebe ich dir vollkommen recht!

    Und zur friedlichen Koexistenz und dem gegenseitigen Befruchten, also Synergieffekten aus der gegenseitigen Inspiration: Wenn Apple dies mal zulassen würde… Die Systeme rücken immer mehr zusammen und inspirieren sich bereits seit Jahren gegenseitig: Während Google aber einfach nur zur Kenntnis nimmt, wenn iOS in einer neuen Version Dinge übernimmt, die Android so bereits seit längerem bietet/hat, geht bei Apple der Hut hoch, wenn Android oder einer der Android-Gerätehersteller etwas drin hat, was doch eigentlich zuerst auf iOS so zu sehen war… Das ist doch irgendwie Kinderkacke und stülpt Apple die Rolle des miesen Rackers in der Kindergruppe über, der zwar fleissig mit dem Spielzeug von allen spielt, sein eigenes aber nicht teilt. Und wenn dann doch ein anderes Kind beim Spielen mit dem Spielzeug erwischt wird, dann gibts wieder auffe Umme und wir sind wieder bei „ich wars nicht“ – „aber der hat angefangen“.

    Nur weil Apple also statt wirklich innovativ zu sein lieber die Weiterentwicklung der eigenen Ideen durch Dritte unterbindet indem es sich Patente sichert für Dinge, die eigentlich gar nicht patentiert werden dürften (Tablet-Designs, die so ähnlich schon jahrzehnte vorher gesehen wurden) ist es also legitim, dass Sie Ihre Rechte vor Gericht durchboxen?
    Oder andersrum: Nur weil Google die Notification-Bar von Android nicht patentieren lassen hat (und hier obwohl es so etwas in der Form vorher tatsächlich nicht gab) ist es vollkommen okay und was völlig anderes, wenn Apple die dreist klaut?
    Nein! Lassen wir mal das gleiche Maß für alle gelten und dann ist das was Samsung macht nicht nur aufgrund von Patenten dreister als das was Apple andersrum genauso macht. Diese Patente auf Designelemente stehen einer Marktentwicklung langfristig im Wege und das letzte wirklich revolutionäre was Apple fertig gebracht hat war es Multitouch auf Handys zu bringen, denn die Geste ist es, was das iPhone so einfach genial und genial einfach gemacht hat. Der Store kam erst danach…
    Und auch da hat Apple weder das Handy, noch Multitouch erfunden, sondern die Erfindungen anderer kombiniert und zu etwas neuem verbunden – also genau das, was derzeit Hersteller wie Samsung machen. Nur leider sind da dann Rechte von Apple verletzt, was ja nicht geht… In einer heilen Welt darf doch nur Apple alles ;-)

    Solange das so ist und bleibt und Apple durch taktisch kluges Marketing auch noch hinkriegt, dass der Otto-Normal-User an diese Welt glaubt, in der Apple alles erfunden hat, wird es diese friedliche Koexistenz nicht geben.
    So lange bei Androids von Samsung immer nur die Gesichtspunkte in den Vordergrund gerückt werden, wo Parallelen zum iPhone erkennbar sind, andererseits aber bei neuen i-Produkten nur auf die Unterschiede zu bisherigen Androids geschaut wird, so lange wird Apple sicher weiter erfolgreich diesen Weg gehen…

    Sobald die Welt aber mit offenen Augen auf die Parallelen und Unterschiede beider Richtungen blickt, wird klar werden, dass Samsung und Google nicht böser sind als Apple, nur teilweise erwachsener… Und dann ist zwar klar, dass Alle im Prinzip gleich böse sind, aber der Störenfried wird an Ansehen verlieren… Zumal dieser Trend bereits im vollen Gange ist und Apple immer mehr Sympathie und Glaubhaftigkeit verliert… Und hier meine ich nicht die Medien und deren Berichterstattung, sondern meine ganz persönlichen Beobachtungen in meinem Bekanntenkreis – Und sei es nur, dass die Appleianer immer öfter lieber nichts mehr sagen, statt hinterher einer Fehlinformation überführt zu werden *g*

    Ich finde diese Debatte auch sehr angenehm und unterhaltsam, auch wenn wir uns, wie ich denke nie auf eine Sicht einigen werden, so muss das ja auch nicht immer so sein… Zumindest unsere beiden Ansichten können ja eventuell mit der friedlichen Koexistenz anfangen… Aber bitte, nicht befruchten ;-)

  9. Mit dem Revolutionären beim iPhone meinte ich ja auch das Multitouch auf Handys zu bringen, denn die Geste ist es, was das iPhone so einfach genial und genial einfach gemacht hat. Der Store also solcher ist nicht das Revolutionäre und Besondere, sondern die grundsätzlich eigene Bedienung – und die hat Android eben geklaut. Schiefe Analogie: Wenn ich ein Fahrzeug entwickle, das mit Papier als Kraftstoff fährt und statt Rädern eine innovative Gleitoberfläche besitzt, so wäre ich auch seeeehr verärgert, wenn irgendjemand anderes diese Gleitoberfläche nachbastelt und mit einem Zeitungspapierantrieb kombiniert. Das ist der Punkt, weshalb Apple vor die Gerichte zieht, was ich menschlich verstehe (wie gesagt, wurde Android erst auf Multitouch umgestellt, als Apple das iPhone präsentiert hatte, zuvor war es als gewöhnliches Tasten-Smartphone-System entwickelt worden). Und wenn zusätzlich zu dieser Basis-Eigenentwicklung das gesamte grundsätzliche Look and Feel (Dock unten, Funktionen als Apps in einem Raster, verteilt auf verschiedene Bildschirme, Tastatur nur bei Bedarf eingeblendet, physischer Button zur Rückkehr zum Home-Screen, Multitouch-Gesten für grundsätzliche Bedienfunktionen) kopiert wird, sinkt mein Verständnis für die Verärgerung nicht. Dass im Zuge des Kopierens auch eigene Entwicklungen das Produkt erweitern (beispielsweise ein innovotiver Scheibenwischer in der Analogie), macht die grundsätzliche Kopiererei nicht weniger frevelhaft. Es handelt sich eben nicht um Kunst oder Satire, die durch Verfremdungseffekte oder Zitate etwas Neues kreiert, sondern um Produkte für den Markt. Ich würde auch nie behaupten, dass Apple den Benutzerwechsel oder die Notification erfunden hat … eher solche Behauptungen korrigieren. Aber die grundsätzliche Multitouch-Bedienung (die technisch die menschlich unvollkommene Eingaben auswertet und umsetzt) ist in der Entwicklung forschungsintensiv, und Android mit der schlichten Übernahme von Apples Bedienkonzepten (die eben auch teuer über fünf Jahre entwickelt worden sind und nicht mal so nebenbei in einem halben Jahr – so lange dauerte Androids Umstellung von Tasten- auf Touch-Bedienung!) direkt davon profitiert, dann legt sich meine Anti-Begeisterung für Android noch weniger. Wenn es wenigstens ein besseres Bediengefühl geben würde (jaja, das Ruckeln beim Scrollen im Browser werde ich wohl nie vergessen).

    Vielleicht bin ich in meiner Sichtweise zu sehr von den Medientheorie-Seminaren meiner Studienzeit beeinflusst, aber da sehe ich den wirklichen Sündenfall von Android (Google) und deren Profiteuren (Samsung, HTC, LG, etc.): Anstatt eine überzeugende eigene Bedienung zu entwickeln wird „einfach“ das von Apple entwickelte (bzw. auch durch Zukäufe entwickelte und optimierte) Multitouch-Konzept übernommen und in einer Weise nachgebaut, die gar nicht verhehlt, dass sie so ähnlich wie ein iPhone bedient werden möchte. Da finde ich die Oberfläche von Fenstertelefonen sogar noch überzeugender, weil die eine eigene Metapher und Bedienung mittels Touch entwickelt haben, statt einfach Apples Version zu kopieren und mit Widgets aufzuhübschen. Deshalb geht Apple auch nicht gegen Microsoft vor. Und auch nicht gegen Amazons Kindle Fire (wohl das derzeit erfolgreichste Android-Gerät).

    Die Sympathieverluste sind wirklich zunehmend zu befürchten (z.T. bereits wahrzunehmen). Das liegt z.T. daran, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Streit immer um scheinbare Kleinigkeiten geht und den wenigsten bewusst ist, dass es sich um Stellvertreterkriege wegen der Android-Erbsünde (simples Nachbauen der Touch-Bedienung) handelt. Aber Google/Android ist sowieso kein großer Freund von Standards und Lizenzen. Nicht nur werden Lizenzen auf die Geräteverkäufer abgewälzt, sondern auch beispielsweise eine Java-Umgebung kreiert, die so dicht am Original ist, dass die Gerichte meines Wissens immer noch nicht sicher sind, ob Oracle Lizenzzahlungen zustehen. (in diesem Zusammenhang: mein Beitrag über Offene Plattformen)

    Dein Exkurs über den AppStore führt zu meinen grundsätzlichen Fragen, ob ich einen Virenscanner auf meinem Mobilgerät möchte. Den Großteil habe ich schon mal geschrieben: Apple zensiert das Internet?. Ich bin jetzt gerade zu faul (bzw. hab leider keine Zeit, die wesentlichen Argumente herauszudestillieren).

    Zum Thema Marketing noch ein wichtiger Gedanke: Jede Werbebotschaft weckt Erwartungen. Wenn die Produkte im Widerspruch zum Marketing stünden, wäre Marketing langfristig erfolglos. Die Produkte halten offenbar, was das Marketing verspricht. Apples Kundentreue ist jedenfalls immer noch enorm. Microsoft kann trotz mindestens genausogroßem Werbeetat nicht annähernd die gleiche Begeisterung wecken … möglicherweise weil bei ihnen eine Diskrepanz zwischen Marketing und Realität besteht … Ich finde jedenfalls, dass Apples Marketing nicht religiöse Züge hat. Die sind nur clever genug, ihre Nutzer ernst zu nehmen. Und sie haben den Vorteil, dass sie Produkte erst dann präsentieren, wenn sie tatsächlich gekauft werden können (im Gegensatz zu vielen Produktdemonstrationen auf anderen Technikmessen) und die auch Technik-Redakteure sofort verstehen – das macht es auch für unabhängige Redaktionen leichter, diese Themen aufzugreifen. Und es gibt nicht ein Dutzend verschiedene Varianten desselben, was den Kunden die Orientierung erleichtert (Man kann immer allgemeingültige Aussagen über iPhones, deren Ausstattung und ihre Bedienung treffen – bei Galaxy-Modellen ist das schon schwieriger).

    Alle anderen Unternehmen haben die gleichen Möglichkeiten: realistische Erwartungen wecken, Technik anbieten, die Kunden gern nutzen, Redakteure begeistern. Aber trotz begeisterter Redakteure bleiben viele andere Produkte in den Regalen liegen. Und bevor das Geheimhaltungsargument kommt: Das ist essenziell, wenn man verkaufbare Produkte präsentieren will, statt Prototypen, die letztlich nur die Erwartungen hochschrauben aber als fertiges Produkt dann enttäuschen. Bei Apple ist es andersherum: sie präsentieren fertige, kaufbare Produkte … und diese überraschen letztlich sogar mit einer zusätzlichen Funktion oder Fähigkeit oder Eigenschaft, auf die das Marketing zuvor gar nicht hingewiesen hatte. Das Marketing schürt also nicht die Erwartungen, sondern hebt sie auf ein realistisches Niveau … und dieses wird dann durch das konkrete Produkt sogar übertroffen. Das ist verdammt clever! Das traut sich sonst kein anderes Unternehmen, die lieber auf Feature-Listen setzen. Wobei mir das Nokia C5 eindringlich vermittelt hat, dass der Feature-Listen-Punkt „Internet“ nicht bedeutet, dass man damit gut oder gar gern ins Internet geht, sondern eben nur, dass es irgendwie geht (aber eigentlich meidet man es lieber). Wenn beim iPhone dagegen „Internet“ auf einer imaginären Feature-Liste stünde, dann wäre das (zumindest für die Zeit der Erstvorstellung, 2007) eine Untertreibung.

    Das Design ist bei Apple dabei nicht nur Selbstzweck oder Marketinginstrument, sondern Versprechen und Erfüllung zugleich.

    Ich schweife ab … und muss mich jetzt auch erst mal wieder anderen Dingen widmen … sosehr ich die Unterhaltung mit dir auch schätze (aber wenn ich noch länger schreibe, wird es keine Unterhaltung, sondern nur ein Monolog ;-)

  10. Gerade getestet und jetzt vom iPhone aus hier mitgeteilt: das Scrollen im Browser auf dem Galaxy Note (android) nervt immer noch. Da ist irgendein Pseudomagnetismus drin, der die Seite immer weiter scrollt, als ich sie schiebe. Auf jeden Fall kein direktes Live-Scrollen entsprechend meiner Bewegung. Dazu Darstellungsfehler. Als Telefon sicher ok, aber als mobiles Internetgerät enttäuschend. Nur so als Beleg aus der praktischen Erfahrung.

    Das Folgende ergänze ich jetzt wieder am Rechner;-) Erschwerend kam hinzu, dass das Galaxy Note nicht immer unmittelbar auf Eingaben reagierte. Wollte man das Seite laden abbrechen (Tipp aufs „X“ in der Adresszeile), so geschah erst mal nix. Als man dann ungeduldig ein zweites Mal drauftippte, wurde der Ladevorgang abgebrochen und dann erneut gestartet (weil sich das „X“ ja nach dem verspäteten Abbrechen in ein „Reload“-Zeichen verwandelt und der zweite Tipp als Reload-Wunsch interpretiert wird). Meine Vermutung ist, dass der Prozessor mit der Berechnung der Webseitendarstellung und der parallelen Auswertung der Eingabesignale (= Touch/Tipp) nicht hinterherkam. Solche Verzögerungen zwischen Aktion und Reaktion sorgen für 80 Prozent der Fehlbedienungen. Sie geben dem Nutzer das Gefühl der Unzulänglichkeit. Ich möchte mir aber von einem mehrere hundert Euro teuren Gerät nicht den Eindruck der Unzulänglichkeit vermitteln lassen. Ich will das Gerät einfach bedienen und nicht immer drauf warten, bis es meint bedienbar zu sein. Vor allem dann, wenn letztlich das Gegenteil einer beabsichtigten Wirkung (Reload statt Abbrechen) erzeugt wird. Und wenn ein Gerät schon beim Abbrechen des Ladens einer Internetseite (eigentlich ein simpler Wunsch) hat, wie wird meine Meinung (meine Einschätzung, mein Gefühl) hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit und Bedienbarkeit in kritischeren Situationen ausfallen? Der Vertrauensvorschuss ist so ganz schnell aufgebraucht, und (kleine, aber häufige) Frusterlebnisse begleiten den Alltag. Würden sie in meinem Fall jedenfalls, denn nach dieser jüngsten Erfahrung bleiben Android-Geräte für mich weiterhin im Konjunktiv. Jedenfalls kann ich so gut verstehen, warum trotz zahlreicher neuer Geräte die absolute und relative Zahl von Android-Nutzern in den Webstatistiken weiterhin unter der von iOS liegt. Ich möchte damit jedenfalls nicht im Alltag weiter surfen als unbedingt nötig, vom unbeschwerten Browsen durch die Weiten des Internet würde ich mich auf einem solchen Gerät weit entfernt fühlen.

    Achso, ich hab natürlich diesen Blog aufgerufen, der einen normalen Browser vor keine allzu großen Probleme stellen sollte. Aber auf Android fühlt er sich schlimmer an als mit dem Internet Explorer 7 ;-)

  11. Jaja, diese Monolog-Problematik kenne ich ;-)

    Ja, Android wurde erst auf Multitouch umgestellt, nachdem das iPhone präsentiert wurde… Sogar weit danach! Denn Lange gab es auch auf Androiden nur Resitive Touchscreens, welche per se kein Multitouch können. Erst mit Android Eclair, also Version 2.0 kam Multitouch auf Androids. Bereist davor war es aber auf Touchscreens ausgelegt und zwar bereits, bevor das iPhone vorgestellt wurde. Ob es ganz zu Anfang für Tastentelefone gedacht war, keine Ahnung, kann sein – Aber es wurde als Touch-System präsentiert bevor das iPhone OS präsentiert wurde, hier kann man also nicht von abgucken reden.
    Das dann im LAufe der Android Evolution ein Feature wie Multitouch einzug halten musste, da es sich hierbei um ein grundsätzlich den Telefonmarkt veränderndes Feature handelt, war doch klar oder nicht? Wenn man hier dann von Diebstahl oder Ähnlichem redet, dann hätte Apple auch keine GSM-Patente/GPRS-Patente, SIM-Karten-Design etc. übernehmen dürfen, die sich auf dem Markt als ebensolche Features erwiesen haben.
    Oder eben zum Beispiel auch keine App-Anzeige in einem raster, dies hatte nämlich Symbian schon vorher (ja, nicht auf mehrere Seiten verteilt, sondern in einer ewig scollenden Liste, aber dennoch im Grundsatz bereits vorhanden – und jetzt bitte nicht wieder zu Gunsten von Apple auf die Unterscheide schauen, denn bei Android schaust du auch nur auf die Gemeinsamkeiten ;-).
    Wo wir dann aber auch schon die Überleitung haben: Android hat per Se erstmal nur ein Dock auf dem Homescreen, nicht im App-Menü – dies hat Samsung so in seiner angepassten Oberfläche und ja dies ist sicherlich von Apple inspiriert.
    Android hat auch per Se bis zur neuesten Version (bzw. Honeycomb auf Tablets) keine Seitenweise App-Anordnung im App-Menü, sondern eine Scrollbare wie damals bei Symbian.
    Es gab aber bereits vor dem iPhone z.B. Oberflächen für Windows-Mobile, die beides bereits hatten: Dock und Seitenweise App-Anordnung – wie gesagt, vor dem iPhone!
    Auch hatte Windows mobile bereits folgenden Aspekt: Tastatur nur bei Bedarf eingeblendet und in der Regel sogar physischer Button zur Rückkehr zum Home-Screen – Denke nur mal an die xda’s mda’s etc., die damals schon oft von HTC stammten! HTC waren auch die ersten mit einem Android Telefon, dem HTC Dream.

    Komischerweise bestätigst du hier gerade ganeu meinen Kritikpunkt: Bei Apple wird auf die Unterscheide zu allem bisher gewesenen verwiesen, bei allen Anderen nur auf die Parallelen zu Apple, nicht aber auf die Unterscheide. Und während es bei allem was andere von Apple übernehmen heißt „iStolen“ heißt es bei allem, was Apple selbst nur von anderen übernommen hat „iNnovativ“ ;-)

    Ja, Multitouch auf einem mobilen Gerät (denn Multitouch an sich hat auch wieder nicht Apple erfunden!) war innovativ und hat den Markt extrem voran gebracht. Aber eigentlich war es dann auch schon mit Apples verdienst der Innovationen, denn so ziemlich alles andere sind lediglich konsequente Weiterentwicklungen von Dingen, die der Markt bereits hatte, also eine Entwicklung, die ohne Apple auch kurz danach ein anderer gemacht hätte. Und auf ebensolche Entwicklungen – also diese, die eigentlich zwangsläufig kommen, sollte man keine Patente bekommen dürfen.

    Aber lassen wir einfach mal dich selbst auf dich einwirken: „Dass im Zuge des Kopierens auch eigene Entwicklungen das Produkt erweitern (beispielsweise ein innovativer Scheibenwischer in der Analogie), macht die grundsätzliche Kopiererei nicht weniger frevelhaft.“ Und projizieren dies auf den Umstand, dass Apple bestehendes ‚geklaut‘ hat und um das Feature des innovativen Multi-Touch ergänzt hat – macht die grundsätzliche Kopiererei doch dann hier auch nicht weniger frevelhaft, oder?!

    Deshalb geht Apple auch nicht gegen Microsoft vor. Und auch nicht gegen Amazons Kindle Fire
    Oh, ersteres tun sie sehr wohl und letzteres ist angekündigt oder gar eingereicht…

    Du redest von Android-Erbsünde… Hmmm, ich sage alle sind gleichschlimme Copycats. Aber ekiner stellt sich so dreist hin und behauptet alles selbst erfunden wie Apple. Und wenn man von einer Erbsünde und Quittungen sprechen müsste, dann wäre da immer noch der Ideenklau seitens Apple vor dem Multitouch-Klau seitens Android.

    Was ich aber zugeben muss, ist das die optische Gestaltung des Galaxy S der ersten generation (i9000, i9003 und i9001) sowie des Galaxy Ace klar das Design des iPhone 3Gs kopieren und Samsung hier einen schritt zu weit gegangen ist.
    Alle anderen Belange sind im Grunde das gleiche was Apple macht: Weiterentwicklung bestehender Ideen.

    Warum heißt es da immer alle würden bei Apple klauen und Apple würde alles erfinden? Beides ist so nicht korrekt – denn alle nehmen bestehende, klauen fleissig, werfen es zusammen und kochen daraus eigenes.
    Das Galaxy Tab unterscheid sich von Anfang an in vielen Bereichen vom iPad.

    Wie gesagt, der Fall wo ich klar Apple im Recht sehe ist die Debatte des kompletten Außendesignklaus beim Galaxy S der ersten Generation – und da in diesem Zuge auch die Tocuhwiz-Oberfläche von Samsung kam, welche klar mehr als nur ein Wenig von iOS inspiriert ist, wirkt das ganze einheitlich wie eine Kopie – und doch ist ein Galaxy S vollkommen anders als ein iPhone.

    Wenn für Apple also gilt: lieber gut kopiert und weiterentwickelt als schlecht selbst erfunden, dann muss dies auch für alle gelten. Und solange es nicht solche echt dreisten Ausmaße annimmt wie beim SGS 1 sollte man auf die Unterscheide schauen und nicht nur auf das was gleich ist. Oder wenn man doch letzteres tut, dann bitte auch in beiden Richtungen, denn wenn ich etwas gar nicht mag, dann ist das Messen mit zweierlei Maß.

    Zum Note kann ich nicht viel sagen, hatte es noch nicht in der Hand. Aber wie gesagt, der Android-Stock-Browser und auch jene Anpassung von Samsung sind wahrlich nicht das gelbe vom Ei. Wenn du da n Note rumliegen hast, dann installier dir mal den Boat Browser Mini oder den Boat Browser, das is n ganzer annern Schnack.
    Und solche Beobachtungen gibt es eben nicht nur in eine Richtung: In einem Bekanntenkreis häufen sich die Beschwerden, dass beim iPhone eben spätestens seit iOS5 nicht mehr einfach alles funktioniert (sonst ja das Killerargument fürs iPhone: Es kann zwar nicht alles, aber was es kann funktioniert eben einfach).
    Nachdem ich in den letzten Wochen live miterleben durfte, wie ein 3GS unter iOS5 fast hörbar arbeitete beim Aufruf einer einfachen website und das ganze dann trotz WLAN irgendwann vom Besitzer abgebrochen wurde aus Mangel an Geduld, ich bei meiner Holden Google Maps auf ihrem 3Gs bedienen ‚durfte‘ und mir beim zoomen fast schlecht wurde vor ruckeln (unter iOS4.1, das 3GS ist inzwischen auch Geschichte und Android hat einen User mehr), dann noch bei einer Arbeitskollegin die iMessages von ihrem Ex ankamen, nur weil die beiden iPhones mal vor Jahren (weit vor iOS 5 und der iCloud) über den gleichen Account im iTunes waren (danach aber das Passwort geändert wurde, so dass das Gerät Ihres Ex eigentlich nie hätte Bezug bekommen dürfen zu ihrem iMessage) und im selben fall meine Kollegin auf das gesamte Kontaktbuch ihres Ex in der iCloud kam (wie gesagt, die Accounts der beiden waren seit ner Ewigkeit bevor es die iCloud gab voneinander getrennt und die Geräte über seperate Accounts geführt) und ich dann noch lese, dass es ja sogar reicht die eigene SIM-Karte in ein fremdes iPhone zu packen, damit die iCloud Account untrennbar verheiratet sind (wofür gibt es dann sowas wie Passwörter?), ja, nach alldem – ist für mich ein iPhone undenkbar…
    Als es wirklich noch galt “ es funktioniert eben einfach alles“ war die einzige Frage ja „ist es mir so viel Geld wert?“.
    Inzwischen muss die Frage IMO lauten: „Wenn auf beiden Systemen eben nicht alles einfach funktioniert, gebe ich dann mehr für das System aus, wo ich weniger selbst zum funktionieren bringen kann?“

    Wie du siehst gibt es solch schockierende Negativ-Eindrücke eben nicht nur von Adroiden, sondern auch umgekehrt. Was wieder nur zeigt, keine der beiden Welten ist perfekt und pauschal ist kein System von beiden besser… Es gelten wieder die oben stehenden Listenpunkte, der Rest bleibt Geschmackssache.

  12. Ach, ich wollte doch gar nicht wieder das letzte Wort haben, aber ich kann nicht anders ;-)

    Apple hat die Multitouch-Bedienung und alle Aspekte des iPhones patentieren lassen, die sich irgendwie patentieren lassen – das ist ihr gutes Recht genau wie das jedes anderen. Die Beispiele, die du zitierst, sind entweder nicht patentiert (also höchstens moralisch fragwürdig, eine Nennung der Inspirationsquelle wäre jedenfalls gelegentlich nett) oder Industriepatente. Letztere (wie GSM, UMTS, etc.) sind Patente, die man nicht einfach so verwenden darf, sondern lizensieren muss. Letzteres aber zu allgemeingültigen, nichtdiskriminierenden Konditionen (bei der Lizensieren „sind alle gleich“). Ich glaube jetzt mal einfach der Darstellung, dass Apple versucht hat, diese Technologien auch zu lizensieren, aber eben zu den marktüblichen Konditionen, was die Patentinhaber aber aufgrund von Apples „Reichtum“ nicht genug war.

    Apple verhält sich in der anderen Hinsicht wie jeder andere Marktteilnehmer: Ist es gut bzw. für die eigenen Zwecke nützlich – dann versuche, es zu nutzen. Ist es patent- oder anders geschützt – erwirb das Patent oder den Patentinhaber. Ist nicht geschützt – dann kann man es doch nutzen … nicht immer elegant und gentlemanlike, aber auch nicht verwerflich. Wobei ich mich jetzt schwertue, ein Beispiel zu entdecken, wo Apple so erkennbar Patente (und Lizenzen) umgehen wollte wie Android (Google) mit WebM oder der Java-Implementation Dalvik in Android. Mit der Multitouch-Bedienung auf Android bewegen sie sich offenbar auf gleichen Pfaden: So dicht wie möglich am Original, aber ohne Lizenzen zu zahlen. Natürlich sieht Apple als Inhaber zahlreicher Multitouch-Patente das etwas enger als Google, die das natürlich eher weit auslegen. Aber neben die Lizenz- und Patentfrage (die ich mangels Jura-Abschluss und mangels tiefschürfender Kenntnisse in Patentrechten nur anreißen und nicht wirklich umfänglich darstellen kann) gesellt sich bei mir die Nutzungsfrage: Ist es wenigstens „gut geklaut“, sodass man es ebenfalls gern benutzt? Das muss ich jedenfalls mit Nein beantworten, v.a. wenn ich Kollegen mit ihren neuen Android-Geräten über die Schulter schaue, wo Ruckelungen (nicht nur beim Browsen) und Verzögerungen (also Reaktionen auf Touch-Eingaben, bis beispielsweise eine aufgerufene Unterseite in einer App erscheint) zum Alltag gehören.

    Die zahlreichen Beispiele, die du anführst, kann ich nur mit meinen Beobachtungen kontern: in meinem weiteren Bekanntenkreis gibt es nur eine einzige Person (von vielen), die auch nur annähernd vergleichbare Probleme mit dem iPhone hat/te. Der Markt spricht eine deutliche Sprache: Rückgabequote, Gerätetausch, Reparaturen, Beschwerden, Reklamationen erreichen beim iPhone gute bis sehr gute Werte. So wie bei den App-Zurückweisungen (die weit weniger als ein Prozent des AppStores ausmachen) wird das mediale Bild und die eigene Wahrnehmung von den katastrophalen Meldungen beherrscht und nicht von den „alles läuft wie gewünscht“-Meldungen. Die Nachrichten thematisieren ja auch lieber Unwetter und Katastrophen als „heute war es weltweit ruhig und nichts spannendes ist passiert“ ;-)

    Es gibt – das muss man zugeben, wenn man nicht weltfremd ist – auf beiden Seiten (iOS und Android) positive und negative Beispiele. Allerdings habe ich den Eindruck, dass bei Android die Probleme systemimmanent sind und teilweise durch den Nutzer beseitigt werden müssen/können, durch Installation von Zusatz-Apps, die Basis-Funktionalitäten (wie das Surfen im Web, App switchen oder killen etc.) nachrüsten. Bei iOS kommen die Probleme, meiner Erfahrung nach, erst durch diverse User-Eingriffe oder ungünstige Konstellationen (wie dein Fall mit den Accounts) auf das Gerät, sie bestehen nicht von Anfang an. Natürlich hat Apple da auch eine Nachbesserungspflicht (was uns zum im Ursprungsartikel dargestellten Geschäftsmodell führt, das bei Android eben ganz anders aufgebaut ist). Aber – das war dein sehr schöner Punkt –: Out of the Box ist iOS derzeit (und wohl noch die nächsten zwei Generationen) Android überlegen bzw. liefert einfach die größere Nutzerbefriedigung bzw. den geringeren Nutzerfrust.

    Aber, und das ist in Bezug auf die Diskussionkultur der wichtigste Hinweis: Wir sind alle mündige Bürger, können alle frei entscheiden und müssen niemanden missionieren. Niemand von uns hat derzeit die Chance, ein moralisch/ethisch in jeder Hinsicht reines Smartphone zu kaufen. Weder iOS noch Android noch iPhone noch Galaxy irgendwas noch sonstwelche Geräte sind perfekt, weder frei von Fehlern noch frei von Konsequenzen (z.B. iOS – Nutzung des vorsortierten AppStores; Android – Installation von Apps in eigener Verantwortung). Da muss jeder für sich selbst aussuchen und entscheiden, welchen Geräten er sich anvertraut. Wer dann nicht wechselt bzw. seine gewählte Plattform so vehement verteidigt wie wir beide, hat offenbar entweder nicht genügend Frust erfahren oder keinerlei Leidensdruck, einen Wechsel in Betracht zu ziehen. Das ist sehr schön – für uns beide.

    Mir ist es ehrlich gesagt egal, ob du oder meine Kollegen ein iPhone oder Android-Telefon verwenden. Ich möchte nur erstens nicht mit absurden „Offenheits“-Argumenten oder dem „Du bist ja nur dem Marketing verfallen“–Blödsinn belästigt werden. Ich stelle immer wieder fest, dass ich mit meinem bisschen Wissen immer noch mehr über Android weiß als die meisten seiner Nutzer (ist jedenfalls mein regelmäßig wiederkehrender Eindruck). Zweitens bin ich sehr froh, dass es ein Gerät wie das iPhone gibt (das iPhone 4 ist mein erstes, ich habe bis zum nicht mehr erträglichen Leidensdruck im Sommer 2011 Nokia die Treue gehalten und danach in den Geschäften zahlreiche (Android)-Geräte durchprobiert). Drittens weiß ich, warum ich mich mit Android unwohl fühle: Weil mir die immer mal wieder (bzw. einfach zu oft) ungenaue bzw. nachträgliche Reaktion des Geräts nicht das Gefühl von Kontrolle gibt, das ich erwarte; ich fühle mich deshalb mit einem solchen Gerät einfach unwohl. Und ich möchte viertens nicht, dass ein Mobiltelefon die Erwartung hat, dass ich zusätzliche Apps installiere, damit das Gerät auch tatsächlich das kann (und möglichst gut kann), was auf der Verpackung als Funktionalität beworben wurde.

    Damit drehen wir uns argumentativ im Kreise (ich jedenfalls komme immer wieder auf die selben Aspekte zurück ;-) … wobei ich sagen muss, dass zahlreiche sehr schöne Argumente im Lauf der Debatte hinzugekommen sind. Vielleicht sollte ich irgendwann mal eine neue Version des Textes basteln und dabei Fakten und Gedanken aus unserer Debatte mit einarbeiten … mal sehen …

  13. Keine Sorge wegen dem letzten Wort ;-)
    Ich bestehe da zwar nicht drauf, aber solange das Gespräch läuft werde ich mir auch nicht den Mund zukleben ;-)

    Mag sein, dass mein letzter Kommentar wieder Apple-feindlich rüberkam, so wahr er gar nicht gemeint.
    Das iPhone ist toll und wir sind uns in einem entscheidenen Punkt schonmal einig: Vom ersten Anmachen aus gesehen ist das iPhone kompletter, bei Android ist fast zwangsläufig nachjustieren an der einen oder anderen Stelle notwendig.
    Inzwischen ist dieser Aufwand zum Glück minimal geworden, so dass man dafür immerhin kein Bastler oder Systemadministrator mehr sein muss.

    Was die Klagewelle angeht, so kann ich in einigen Teilen Apple ja auch verstehen… Ich kann nur eben auch andere Unternehmen verstehen, die gegen Apple vorgehen. Jetzt mal Motorola mit der Frage ob sie ihr Patent zu fairen Konditionen angeboten außen vor, da steck ich nicht drin und kann mir kein Urteil erlauben – verurteile also weder Apple noch Motorola.
    Auch ob die Dalvik Engine der Java Machine zu nah am Oracle Original ist kann ich nicht beurteilen, dies können ja anscheinend nicht mal Spezialisten bis heute. Zumal auch da in der Luft schwebt, ob Sun damals Google nicht bereits Rechte einräumte, bevor es von Oracle geschluckt wurde, also ein ebenso unklarer Fall wie nun Motorola/Apple).

    Ich bin froh die Wahl zu haben in einer Welt mit mindestens zwei Smartphone-Systemen die sich in den meisten teilen auf Augenhöhe befinden – und ich wünsche mir einfach, dass die Hersteller insgesamt ehrlicher werden und erstmal vor der eigenen Haustür kehren – denn dann wäre vieles was aufgebauscht wird nur halb so tragisch… Ja, Samsung klaut bei Apple, und in mindestens einem Fall auch über eine Inspiration hinaus… Ja auch Google klaut bei Apple… Aber ja auch Apple klaut bei den beiden… Und da ist der springende Punkt: Da eh alle bei allen klauen und die funktionierende Teile der Anderen übernehmen, profitiert der Endverbraucher am Ende davon, das alles näher zusammenrückt.

    So lange lehne ich mich einfach zurück und genieße die Show… Ob in der Werbung oder die Berichterstattung der Gerichtsverhandlungen.

    Ich will dich keineswegs bekehren, dir gefällt bisher kein Android Device so gut wie dein iPhone – perfekt!
    Mir gefällt bisher kein iPhone so gut wie mein Galaxy S2 – ebenfalls perfekt!

    Ich finde es echt erschreckend, wieso selbst zwei Menschen wie wir beide, die sich eigentlich bewusst sind, dass diese ganze Apple vs. Android Palaver Bullshit ist irgendwie genau in diesen Bereich abdriften *g*
    Okay, auf höherem Niveau und mit mehr Substanz als die oftmals zu lesenden Bashing-Attacken beiderseits, aber dennoch natürlich und selbstverständlich mit einer gewissen Arroganz und (warum auch immer) aus dem Wunsch zu verteidigen heraus. Dabei ist doch eigentlich schon lange klar, dass wir beide mit unserem jeweiligen Gerät glücklich sind… Und ich denke das ist das allerwichtigste Argument:
    Ich bin glücklich mit meinem Galaxy S2 – es bietet mir alles was ich brauche, mit Features die ich gerne haben möchte und Einschränkungen mit denen ich leben kann – und das zu einem Preis, den ich bereit war zu zahlen.
    Und das gleiche gilt für dich und dein iPhone 4 – ist doch herrlich.

  14. dir gefällt bisher kein Android Device so gut wie dein iPhone – perfekt!
    Mir gefällt bisher kein iPhone so gut wie mein Galaxy S2 – ebenfalls perfekt!

    Genau.

    Vom ersten Anmachen aus gesehen ist das iPhone kompletter, bei Android ist fast zwangsläufig nachjustieren an der einen oder anderen Stelle notwendig.

    Zustimmung.

    Ich bin froh die Wahl zu haben in einer Welt mit mindestens zwei Smartphone-Systemen

    Keine Widerrede. Konkurrenz und Wettbewerb ist zwar kein Wert an sich, aber auf jeden Fall zu begrüßen. Mir sind de facto mehrere Marktteilnehmer immer lieber, solange keiner eine Monopol- oder Vormachtstellung erlangt. Denn dann sind sie gezwungen, in einer friedlichen Koexistenz und miteinander klarzukommen. Wenn das Machtgefälle zwischen Marktführer und Ebenfalls-am-Markt-Teilnehmer wegfällt, kann das für die Innovationskraft und die Kompatibilität langfristig nur gut sein. Und damit auch für uns alle (ob nun Kunden, Entwickler oder Vertrieb).

    Das Niveau hat mich auch gefreut, sonst wäre ich auch nicht so bereitwillig drauf eingestiegen.

    Kleines Update zur Patentfrage: Es ist offenbar ein Brief von Apple aufgetaucht, in dem deren Position bezüglich Lizensierung deutlich wird. Das nur als kleiner Beleg für deren Sicht auf die Materie; die Analyse von Florian Müller dazu bringt viele Aspekte zusätzlich auf den Punkt und hilft bei der Einordnung.

  15. Weil sich Android-Befürworter (und Technik-Redakteure) dem iOS moralisch überlegen fühlen. Das nervt. Damit sind nicht die Android-Benutzer gemeint, die sich um solche ideologischen Argumentationen ja kaum scheren. Es gibt jedenfalls kaum eine sachliche Darstellung von Android in den Medien (on- und offline), fast immer ist zwischen den Zeilen diese ideologische/moralische Überlegenheit herauszulesen. Und deshalb kann ich das auch – wenn auch aus der anderen Richtung und etwas direkter ;-)

    Achja, und das Wichtigste: Weil es einfach Spaß macht, mit jemandem Argumente auszutauschen, der Ahnung von der Materie hat – so lernt man auch selbst etwas dazu.

    Und das Allerwichtigste: Jeder kann selbst entscheiden, ob er es liest – oder eben nicht.

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